Wie läuft es auf der Rennstrecke eigentlich ab?
Darf jeder drauf oder muss man ein gewisses Fahrkönnen oder Fahrpraxis nachweisen? Bin ich gut genug für die Renne? Was ist zu beachten oder ist dort alles erlaubt?
Jetzt erstmal eins nach dem anderen. Wie kommt man auf eine Rennstrecke?
“Ein guter Fahrer bin ich ja, also wird es auch mal Zeit sich auf der Rennstrecke auszutoben”, dachte ich mir und versuchte mich darüber n bissl schlau zu machen. Auf vielen Strecken wird ein freies Fahren angeboten, bei dem aber zum Teil viel zu viele gleichzeitig auf die Strecke dürfen. Dazu kommt das die unterschiedlichsten “Fahrkönnen” aufeinander treffen, was auch sehr gefährlich werden kann (Bericht dazu folgt noch).
Auf manchen Rennstrecken (teilweise im Ausland) reicht es eine 30 minütige Schulung zu machen um auf den Kurs zu dürfen. Aber ist man dadurch dann auch bereit dafür?
Speer-Racing hat für Rennstrecken-neulinge genau das Richtige um langsam an die Renne ran geführt zu werden. Getting Startet heißt das Programm mit dem das Fahrkönnen durch Theorie und Praxis langsam auf Rennniveau gebracht wird. Ich dachte mir das probier ich aus, denn dann kann ich gleich drüber schreiben. Obwohl ich mich eigentlich als zu gut dafür gehalten hab…
Buchen kann man ohne Probleme übers Internet. Nach einer kurzen Anmeldung kann man sich die Strecke und das Datum aus dem Rennkalender aussuchen. Etwas blöd ist es, dass man sich zukünftig mit der Kundennummer anmelden muss und den Anmeldenamen nicht frei wählen kann. Man darf die Mail mit den Zugangsdaten also nicht löschen, sonst kommt man später nicht mehr in seinen Account. Doof ist es auch, dass man nur sich selbst was buchen kann. Will man mit mehreren oder der Freundin fahren, muss sich jeder einzeln anmelden.
Wenn man sich das Richtige ausgesucht hat, kann man noch eine Startnummer wählen und evtl. noch verschiedene Zusatz-versicherungen buchen. Ob man eine zusätzliche Rennstreckenversicherung braucht oder eine Rücktrittsversicherung muss jeder selber wissen. Aber da es hier ja um ein Getting Startet geht sollte die normale Haftpflicht reichen, die man für sein Motorrad ja eh hat (außer man geht gleich mit nem Rennmotorrad an den Start, was aber wohl die wenigsten machen). Bei der Veranstaltung handelt es sich ja nicht um ein Rennen, bei dem die Erlangung der Höchstgeschwindigkeit im Vordergrund steht, also sollte diese im Notfall greifen. Gewähr übernehm ich aber nicht dafür, also lieber mal bei der eigenen Versicherung nachfragen…
Mit welcher Maschine man das Training absolvieren will und welche Rundenzeit man auf welcher Rennstrecke gefahren ist kann man im Anmeldeformular angeben. Die Rundenzeit kann man im Normalfall nicht ausfüllen wenn man ein Getting Started buchen möchte, da man ja noch nicht auf der Renne war. Es ist auch nur für die Sportfahrertrainings (freies Fahren) gedacht damit man in die richtige Gruppe eingeteilt werden kann (mittel, schnell, sehr schnell). Einen Transponder kann man auch anmieten, davon rate ich aber ab, da es absolute Geldverschwendung beim Getting Startet ist. Man darf ja nicht frei auf der Strecke fahren also zählt die Zeit nichts…
Ich habe mich also für Hockenheim entschieden und da ich mich ja selber für einen sehr guten Fahrer hielt, hab ich mich mit der kleinen ZXR 400 (65 PS, aber ein absoluter Kurvenjäger der mega viel Spaß macht) angemeldet. Weil Hockenheim ein sehr schneller Kurs ist und die meisten wohl mit 600er und 1000er kommen werden (mit mindestens doppelt so viel PS), dachte ich mir, dass es wohl ein guter Ausgleich wäre mit der Kleinen zu kommen…
Motorrad Renntrainings: Perfekt vorbereitet auf Rennstrecken fahren*
- Wimme, Günter (Autor)
Letzte Aktualisierung am 12.10.2024 / *Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API
It`s getting started…
Gut, der Tag für das Training war gekommen. Ab 8 Uhr konnte man sich in der Box anmelden. Man musste einen Haftungsausschluss unterschreiben und auch angeben wer im Notfall informiert werden soll. Ab 9 Uhr trafen sich alle Getting-Startet-Neulinge in einem Saal für die halb-stündige-Theorieeinheit. Während dessen ging es draußen auf dem Rundkurs schon voll zur Sache. Es war ja außer dem Getting Startet noch das Sportfahrertraining vor Ort.
Im Saal saßen die verschiedensten Typen. Der Großteil war zwar männlich und zwischen 20 und 35, es waren aber auch viele Frauen und sogar Senioren da. Kaum zu glauben dass man im gehobenen Alter noch anfangt auf der Renne zu fahren, ich find das aber wirklich klasse!!! So gemischt wie die Teilnehmer, waren auch ihre Motorräder. Supersportler ob neu oder alt, Supermotos, reine Rennmaschinen ohne Straßenzulassung, Naked Bikes…
Uns wurde der grobe Tagesablauf erklärt und klar gemacht das hier sehr viel wert auf Sicherheit gelegt wird. Leder ist Vorschrift. Mit Textilkleidung kommt man nicht auf die Renne (wurde natürlich schon im Vorfeld bekannt gegeben). Es ist ein Lederkombi, richtige Stiefel, Handschuhe und auch ein Rückenprotektor vorgeschrieben. Natürlich auch ein Helm. Die Spiegel, Blinker, der Scheinwerfer und das Rücklicht müssen abgebaut oder abgeklebt werden. Hintergrund ist, dass man bei einem Sturz keine Splitter hinterlässt und dass die Leuchtsignale andere nicht irritieren dürfen.
Man soll an dem Punkt bremsen wo man selbst meint und nicht wo der Vordermann bremst. (gilt eigentlich nicht fürs Getting Startet, aber dazu später mehr) Darum muss ein undurchsichtiges Klebeband genommen werden. Die Spiegel braucht man sowieso nicht, denn man soll sich nur nach vorn konzentrieren. Damit hat man schon genug zu tun. “Hat man noch Zeit beim Fahren in den Spiegel zu schaun, ist man zu langsam.”
Natürlich kann man auch eine Rennmaschine ohne Beleuchtung nehmen, selbst wenn diese extrem getunt ist. Tüv zählt hier nichts!!! Die einzige Vorschrift ist, dass sie nicht zu laut sein darf. Auf dem Hockenheimring darf die Maschine die 98 db nicht überschreiten, dies variiert aber von Rennstrecke zu Rennstrecke.
Jeder Teilnehmer durfte sich nun selbst einschätzen und es wurde in 7 Gruppen a 6 Teilnehmer eingeteilt. Ich ging in Gruppe 5 da ich ja mit meiner Kleinen da war, die ja auch nur gut 200 läuft (auf der Parabolika sind 300 km/h möglich), und ich ja für Interessierte, die noch nie auf der Renne waren, einen Bericht schreiben wollte.
Wir fuhren auf eine große abgesperrte Fläche und führten in verschiedenen Gruppen Fahrübungen durch. Wir starteten mit Bremsübungen. Zuerst sollten wir aus 50 km/h voll bremsen. Hier ging es darum die Bremse zu betätigen und dann den Bremsdruck zu steigern. Das ganze auch noch mit allen vier Fingern. Da ich nur mit zwei Fingern kupple und bremse, war das echt ein Problem. Es ist echt schwer mit seinen Gewohnheiten zu brechen.
Vier Finger sollte man benutzen, da man sonst bei einem Crash die anderen zwei aus seinem Handschuh pulen kann, wenn man unter dem Hebel eingeklemmt wird. Nachzuvollziehen, aber wenn man mal im Rennsport schaut benutzen so gut wie alle ein oder zwei Finger. Es hat ja auch den ein oder anderen Vorteil nicht mit allen Fingern zu bremsen, also bleib ich persönlich bei zwei Fingern.
Weiter ging es mit einer Punktbremsung. Man sollte an einem bestimmten Punkt zum Halten kommen. Anschließend ging es wieder zur Vollbremsung. Das Vorderrad sollte nicht blockieren und das Heck am Boden bleiben. Das Heck hat sich bei mir aber schon das ein oder andere mal gehoben. Es ging bei den Übungen darum ein Gefühl für die Bremse zu bekommen. Klar, bremsen kann doch jeder, aber auf der Renne ist das noch mal ganz was anderes, wie ich später noch sehen durfte. Gebremst wurde jedenfalls nur vorn. Die hintere Bremse wurde vollkommen ignoriert.
Die obere Hälfte des Motorrads: Über die Einheit von Fahrer und Maschine*
- 302 Seiten & 80 Abbildungen
- Grundlagen der Fahrphysik
- Aufbau eines perfekten Fahrertrainings
- Fähigkeiten im Sattel realistisch einschätzen
- Spiegel, Bernt (Autor)
Letzte Aktualisierung am 12.10.2024 / *Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API
Da man durch die Radlastverschiebung hinten sowieso fast keine Bremswirkung aufbauen kann wurde ganz bewusst darauf verzichtet. Profis benutzen die hintere Bremse sehr wohl auf der Renne um das Bike beim Rausbeschleunigen aus der Kurve zu stabilisieren, aber das ist nur was für Profis. Der Bremsweg kann kürzer werden wenn man die hintere Bremse mitbenutzt, aber nur gering und es birgt auch die Gefahr dass das Hinterrad blockiert und man abschmiert. Die Meisten auf der Renne benutzen wirklich nur die vorderen Bremsen.
Die schnelleren Gruppen haben noch mehr oder andere Bremsübungen gemacht. Eine Gruppe die neben uns trainiert hat ließ die Bremse absichtlich blockieren um sie dann sofort wieder zu lösen. Dies wurde 3-4 mal direkt nacheinander gemacht. Bremsen – los – bremsen – los – bremsen – los. Nebenan wurde auf dem Schräglagenmotorrad gefahren und eine andere Gruppe hat mit dem eigenen Motorrad in Kreisfahrt das Knieschleifen / Schräglage geübt.
Nach den Bremsübungen haben wir das Schräglagenmotorrad übernommen. Durch die verstellbaren Ausleger konnte man eine Schräglage von 45 Grad erreichen. Zuerst bekamen wir aber die richtige Sitzposition gezeigt. Ein schönes Hanging off. Wir durften alle mal in Schräglage (bei stehendem / liegendem Motorrad) probesitzen. Ich dachte noch, das ist ja kein Problem, denn ich bin ein Hanging off ja gewohnt, aber die Geometrie des Motorrades war ganz anders als bei einem Sportler. Mit Händen an dem Lenker ging es, aber ohne Hände hatte ich keine Chance mich festzuhalten (wir sollten das versuchen, und für unseren Trainer war es auch kein Problem). Tja, da hab ich mich wohl n bissl falsch eingeschätzt (nicht das letzte mal an dem heutigen Tag).
Jetzt ging es los mit dem Teil im Kreis zu fahren. Ich wollte es gleich hinter mir haben und ging als zweites ran. Kein Problem dachte ich mir, jetzt zeig ich denen mal wie man das Knie auf den Boden bekommt. Vergiss es… Die Geometrie des Motorrades war so ganz anders als bei nem Sportler… Die Motorcharakeristik so ganz anders als bei einem 4-Zylinder… Wir sollten im dritten Gang im Kreis fahren. Ich hatte echte Probleme das Gas überhaupt gleichmäßig zu halten.
Einmal wär die Kiste fast abgestorben und dann bei einem Millimeter mehr Gas hat sie gleich nen Satz nach vorn gemacht. So viel Drehmoment bin ich nicht gewohnt. Supersportler muss man auf Drehzahl halten, da geht unten rum gar nichts…
Ich hab es dadurch nicht mal geschafft einen gleichmäßigen Kreis zu fahren. Ich eierte also erstmal so rum und gewöhnte mich dann irgendwann dran. Gut, also dann schön in Schräglage. Das dritte Rad setzte auf und hat mich auch gleich voll irritiert, so dass ich schon wieder aus dem Kreis flog. Noch mal versucht und die Zehenschleifer haben aufgesetzt. So früh bin ich das nicht gewohnt, also hat es mich auch gleich wieder raus gebracht. Ich hab mich echt bis auf die Knochen blamiert und meine angeschliffenen Knieschleifer wurden von einem auch ganz skeptisch beäugt.
Der hätte mir nie geglaubt dass ich die selbst angeschliffen hab… Das hat schon ganz schön an meinem Ego gekratzt. Bei dieser Übung war jedenfalls die Blickführung extrem wichtig. Vielen war das gar nicht bewusst.
Weiter ging es auf einen Handling Parcours. Es waren Pylonen ausgelegt um die man im Slalom fahren durfte. Zuerst recht eng, dann war einer mal seitlich, damit man etwas ausholen muss und dann in weiterem Abstand. Am Ende der Strecke durfte man umdrehen. Die Pylonen waren hier so ausgelegt dass man in der Ideallinie wenden musste. Man kam also auf der anderen Straßenseite recht knapp am Straßenrand an. Am anderen Ende der Stecke an dem man wenden musste ging es über eine einführende Straße. Hier war der Bogen weiter, allerdings war der Übergang der beiden Straßen etwas holprig und es lag auch der ein oder andere Kiesel dort.
Das ganze sollte man mit Hanging off fahren. Ich dachte ich dreh am Rad. Die Pylonen waren am Anfang so eng dass man es gar nicht geschafft hat hin und her zu rutschen. (Dann muss man halt langsamer fahren hieß es nur obwohl der Abstand der Pylonen wohl eher für die Technik “drücken” geeignet war). Bei der Ideallinienwendung war die Kurve so eng dass man im ersten Gang fahren musste und Probleme hatte nicht umzukippen. So langsam war man da. Da dann noch ein Hanging off??? Nach ein paar mal ging es aber. Das schlimmste war aber das ständige Hang off links und rechts. Mir haben die Oberschenkel gebrannt wie Feuer. Ich war absolut am Ende meiner Kräfte.
Bei dieser Übung konnte ich einen Hubschrauber im Landeanflug sehen. Shit, da hat wohl jemand einen üblen Crash gebaut, dachte ich mir noch. Das macht einen gleich wieder bewusst dass auf der Rennstrecke zu fahren Extremsport ist. Und bei Extremsport riskiert man sein Leben, das sollte man nicht vergessen und auch nicht schön reden. Das ist Fakt… Ich hoffe mal es war nicht so schlimm für den Verunglückten, mitbekommen hab ich danach jedenfalls nichts mehr davon.
Endlich fertig mit der Übung und es sollte in die Mittagspause gehen. Allerdings konnten wir noch nicht los, da einem der Motor hoch gekocht ist. Es war aber auch eine Bullenhitze. Sah für mich aus als wär die Zylinderkopfdichtung durch. Ich hab den Fahrer dann noch zurück mit in die Boxengasse genommen. Wäre echt Mist wenn die Maschine jetzt nicht mehr läuft, vor allem weil er für den nächsten Tag gleich noch ein Instruktortraining gebucht hat.
In der Mittagspause haben wir uns an dem Kiosk vor Ort nen kleinen Snack gegönnt. Tat echt gut mal aus den Klamotten zu kommen und im Schatten zu sitzen. Wasser haben wir den ganzen Tag über vom Veranstalter bekommen, das war im Preis für das Training inbegriffen.
Die ersten Meter auf der Rennstrecke
Nach Mittag trafen wir uns noch für die zweite Theorieeinheit. Sie ging wieder 30 Minuten und uns wurde das Verhalten auf der Rennstrecke erklärt. Was welche Fahne bedeutet, wie man bei einer gelben Fahne reagiert, wie bei einem Crash… Ich vermutete vor dem Training dass jede Gruppe des Getting Startet einzeln auf die Strecke geht, das war aber nicht so. Bei den drei Turns a 30 min waren alle Getting Started Teilnehmer auf der Strecke, aber nur die. Die vom Sportfahrertraining hatten in dieser Zeit Pause was für alle wohl sicherer war… Also wurden wir noch aufgeklärt wie es dort dann abläuft und wie man es mit dem Überrunden regelt, da man ja in der Gruppe bleiben sollte.
Anschließend wurde der Ablauf noch mal genauer von unserem Instruktor erklärt. Ganz wichtig war ihm, dass wir direkt hintereinander fahren und jeder die selbe Linie fährt. Wir sollten einen Abstand von 10 – 15 m zum Vordermann einhalten. Ist der Abstand größer, nimmt er Tempo raus weil er davon ausgeht, dass es jemanden zu schnell ist. Schließt sich die Lücke nicht, nimmt er wieder Tempo raus und so weiter… Verständlich, er wollte ja nicht das Ende der Gruppe aus den Augen verlieren. – Er war der Einzige der mit Spiegeln an der Maschine fahren durfte.
Wir hatten jetzt noch eine halbe Stunde Zeit bevor wir auf den Track durften. Die Aufregung stieg… Der Fahrer der hochgekochten Maschine hatte zwischenzeitlich sein Motorrad geholt und es wurde auch schon dran gearbeitet. Da er nicht wusste was genau los war (evtl wurde sie einfach nur zu heiß), wollte er schon seine Straßenmaschine von zu Hause holen. Er hätte dann aber die ersten zwei Turns verpasst. Unser Instruktor hätte ihn dann aber nicht mehr fahren lassen. Die Gruppe hätte sich dann schon gesteigert und er hätte diese Steigerung nicht mitmachen können. Er wäre evtl. damit überfordert gewesen und das kann dann auch gefährlich werden.
Es ging also los auf den Hockenheimring. Ich, als ja so toller Fahrer, bin davon ausgegangen das es eine ganz gemütliche Runde wird. So schnell wird der Instruktor schon nicht fahren, da ja alle noch nie auf der Renne waren und es sich ja erstmal anschaun müssen. Ich startete als letzter in meiner Gruppe und vor der ersten Kurve wurde ich durch den Ziehharmonika-Effekt eines besseren belehrt. Verdammt, musste ich hart in die Eisen greifen. Damit hatte ich nicht gerechnet.
Es ging also um die erste Kurve und alle zogen mir davon. War ja klar mit nur 65 PS. Da aber auch nicht so extrem beschleunigt wurde hatte ich schnell wieder aufgeholt. Ich musste meine Kleine halt nur auf Drehzahl halten. Bremsen hätte ich noch viel später gekonnt, da sie sehr gute Bremsen hat und ja nicht so viel Gewicht zu bremsen braucht. In den Kurven hätte es auch schneller sein können, aber ich hab dann hin und wieder die Linie etwas abgeändert damit ich schneller rum komm und mehr Speed mit auf die Geraden bekomm. An den Abstand von 10 -15m hab ich mich da nicht mehr gehalten. Ich bin meinem Vordermann zum Teil ganz schön am Arsch gehängt damit ich auf der Geraden nicht zu viel Boden verlier.
Auf die Art und Weise ging es also um den Kurs. Ich konnte um die Kurven schon richtig Gas geben und von gemütliche Fahrt oder Langeweile keine Spur. An bestimmten Stellen wurde die Reihenfolge hinter dem Instruktor durchgewechselt. Der Erste lies sich auf die letzte Position zurückfallen. So konnte jeder mal die Linie hinter dem Instruktor studieren.
Leider wurden wir immer langsamer da manche Teilnehmer den Abstand zu groß werden ließen. Es ist ja auch klar, man bekommt ja immer eingeredet das man Abstand einhalten muss. Sonst ist man gleich Raser oder Drängler… Dann auf einmal auf der Renne soll man so nah auffahren und sieht nicht mal ein Bremslicht, wenn der vor einem in die Eisen geht… Klar dass damit so mancher überfordert war. Am Schluss fuhren wir eine Zeit von ca. 3.30 min. Zum Vergleich fährt eine schnelle 1000er ca. 1.47 min. Eine schnelle 400er (mit der ich da war) 2.15 min. Hier wurde es dann doch recht gemütlich.
Nach dem ersten Turn bekam dann der ein oder andere dann seinen “Anschiss” deswegen. Natürlich aber nicht so ernst. Es wurde auch jeder auf seine Fehler aufmerksam gemacht. Wo war die Linie nicht so gut… Wo hat es gut gepasst… Der ein oder andere durfte das Hanging off noch mal auf dem stehenden Motorrad üben. Ganz wichtig: Blickführung, Blickführung, Blickführung… So hatte man gleich eine Rückmeldung über das Fahrkönnen. Der Instruktor hatte wirklich jeden im Auge, auch die, die nicht direkt hinter ihm waren.
Ich war schon gespannt auf den zweiten Turn, auch wenn wir alle vom ersten Turn recht fertig waren. Kaum zu glauben wie sehr 20 min auf der Rennstrecke anstrengen können. Als wir dann in der Boxengasse für den zweiten Turn bereit waren, startete mein Motor nicht mehr. Klack, klack, klack, klack… Mist! Damit war ich draußen. Ich sagte noch schnell bescheid, schob mich n biss zur Seite und lies alle um mich rum starten. Noch mal ein Startversuch (bei dem ich dann auch was gehört hab) – aber wieder nix…
Ich wurde gleich von einem anderen Fahrer gefragt ob wir überbrücken sollen. Der Zusammenhalt auf der Renne ist echt klasse! Also Maschine auf den Parkplatz geschoben, überbrückt, und siehe da, sie lief wieder. Ich zurück in die Boxengasse um zu fragen ob ich mich anschließen darf wenn meine Gruppe durch kommt, aber als ich da war wurde gerade abgewunken. Man hätte mich aber eh nicht mehr auf den Kurs gelassen, da die anderen schon warm gefahren waren, die Reifen warm waren und ich evtl in der ersten Kurve schon rausfliegen hätte können.
Gut, jetzt hatte ich bis zum dritten Turn wieder etwas Zeit, also wieder auf den Parkplatz geschoben und die Ersatzbatterie eingebaut. Sie startete ohne Probleme. Unser Instruktor ließ mich zum Glück trotz verpassten zweiten Turn im dritten wieder mitfahren, da ich gut genug war. Da er zu dem Fahrer mit der hochgekochten Maschine ja meinte, wenn er sein Bike nicht rechtzeitig flott bekommt kann er leider nicht mehr einsteigen, war ich mir nicht so sicher. Nach dem zweiten Turn schob er seine Maschine aber auch wieder weg, er hatte mittlerweile die Gruppe gewechselt, und startete im dritten Turn nicht mehr. Warum weiß ich allerdings nicht, da ich ihn nicht mehr gesehen hab. Evtl wieder ein Hitzeproble. Wir hatten aber auch locker 30 Grad. Für mich war aber wenigstens der dritte Turn gesichert.
Dieser war dann wieder der Hammer. Ich startete wieder als letzter in meiner Gruppe und hatte wieder voll meinen Spaß. Ich konnte mich voll im Hanging off in die Kurven stürzen und bekam sogar hin und wieder das Knie auf den Boden. Die Streckenführung, die groben Brems- und Einlenkpunkte waren schon bekannt und man wusste schon welche Kurve man in welchem Gang fahren kann. Mit soviel Spaß hätte ich ja nie gerechnet, weil ich ja eher dachte ich werd nur aufrecht und gemütlich durch die Kurven schlendern. Leider wurde es im Laufe der Zeit wieder langsamer. Woran es lag weiß ich nicht genau. Entweder es lag einfach dran dass ich weiter vor kam (durch das durchtauschen) oder die Abstände wurden wieder nicht eingehalten. Jedenfalls wurde es wieder etwas langweiliger gegen Ende des Turns. Ich hätte insgesamt auch schon am Anfang schneller fahren können, aber gefordert wurde ich trotzdem sehr gut! Im dritten Turn wurde uns einmal sogar die gelbe Fahne gezeigt da ein Fahrer einer anderen Gruppe sich ins Kiesbett geschmissen hat. Eine Kaffeefahrt sieht anders aus. Wir waren halt wirklich auf der Renne…
Fazit
Es hat aber echt riesigen Spaß gemacht auf dem Hockenheimring zu fahren und ich kann mein Nächstes mal kaum erwarten. Ich habe mich für ein Instruktortraining entschlossen, um mir mal noch mal die Strecke bzw. die Linie zeigen zu lassen, und es auch bei Speer-Racing vorgeschrieben ist, bevor man allein rauf darf. Man muss halt schon ein gewisses Können aufweisen um kein unkalkulierbares Risiko für die anderen Fahrer zu sein.
Jeder von euch der auch mit einem Ausflug auf die Renne liebäugelt sollte sich gut überlegen was er bucht. Ein Getting Startet ist nicht unbedingt jedermanns Sache, da die Fahrübungen zwar gut sind, aber den ein oder anderen etwas unterfordern oder frustrieren (mich ). Die sollten vielleicht gleich mit einem Instruktortraining starten. Für den ein oder anderen mag das richtig sein, aber Vorsicht vor Selbstüberschätzung!!!
Ich hätte auch in eine schnellere Gruppe oder das Getting Startet überspringen können, aber wenn es darum geht das Hanging off oder bremsen zu lernen oder zu verbessern führt kein Weg daran vorbei. Ich hielt mich vor dem Training für einen guten Fahrer und halt mich immer noch dafür, aber auf der Renne zählt das gar nichts. Hier geht es darum die Linie zu kennen und das Verhalten auf dem Rundkurs. Auch wenn man auf seiner Hausstrecke der King ist und keiner einem das Wasser reichen kann zählt das auf der Renne rein gar nichts. Hier ist man blutiger Anfänger! Da darf man sich wirklich nichts vormachen. Ich für meinen Teil halte ein Instruktorentraining noch für absolut nötig um die nötige Reife für die Renne zu haben!!!
Ich hoffe jedenfalls, dass der Beitrag den nötigen Respekt vor der Renne vermittelt, aber auch die Angst davor genommen hat, und ich den ein oder anderen von euch zukünftig dort seh!
Danke auch an das Team von Speer-Racing. Hat echt Spaß gemacht und ich hab auch viel gelernt. Mein Fahrstil hat sich auch geändert / verbessert wie ich heute bei ner kleinen Tour feststellen konnte. Lohnen tut sich es also allemal!!!
Hier gehts zur Diashow
Motorradfahren mental trainiert: Gutes Fahren beginnt im Kopf*
- Eberspächer, Hans (Autor)
Letzte Aktualisierung am 12.10.2024 / *Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API