Zwar zeigt das Patent die Technologie an einer vergleichsweise unspektakulären CBR250RR – einem sportlichen Parallel-Twin-Modell für den asiatischen Markt – doch die Zielrichtung ist eindeutig auf den Rennsport ausgerichtet. Besonders in der MotoGP, wo Piloten teils bewusst hinter Gegnern bleiben, um durch deren heiße Abgase den Reifendruck zu erhöhen, könnte das System künftig Vorteile bringen.
Hintergrund: Reifendruck als strategische Herausforderung in der MotoGP
In der MotoGP wird der Luftdruck in den Reifen mittlerweile lückenlos überwacht. Um gefährlich niedrige Druckwerte zu vermeiden, hat der Verband verbindliche Mindestwerte eingeführt. Doch diese Regelung bringt Tücken mit sich: Fährt ein Fahrer zu lange mit zu niedrigem Druck – etwa weil der Reifen nicht genügend Wärme bekommt – drohen Sanktionen.
Ein besonderes Problem stellt sich für Spitzenreiter dar. Sie fahren im sogenannten „freien“ Luftstrom, ohne das heiße Abgas anderer Maschinen. Dadurch bleibt der Vorderreifen kühler, der Druck sinkt – und der Fahrer gerät ins Regelverstoßrisiko. In der Folge lassen sich manche Piloten bewusst zurückfallen, um durch die Hitze des Vordermanns den Reifendruck anzuheben.
Hondas Lösung: Entkopplung von Brems- und Reifentemperatur
Das neue Patent adressiert nicht den Luftstrom, sondern einen anderen Hitzeeintrag: den der Bremsanlage. Die Idee: Durch ein überarbeitetes Design von Bremsscheibe und Felge soll weniger Wärme vom Bremssystem an den Reifen gelangen.
Im Detail handelt es sich um eine groß dimensionierte Bremsscheibe, die bis zur Radnabe reicht. Nur der äußere Rand wird von den Bremssätteln erfasst, wie bei herkömmlichen Systemen. Das Zentrum der Scheibe dient als zusätzlicher Wärmespeicher und soll die Hitze gleichmäßiger verteilen.
Zwischen Bremsscheibe und Speichen liegt ein aerodynamisch gestalteter Raddeckel. Diese Abdeckung hat zwei Funktionen: Die der Scheibe zugewandte Seite ist mit lamellenartigen Strukturen versehen, die die Hitze ableiten sollen. Gleichzeitig sorgen kleine Erhebungen dafür, dass ein Luftspalt zwischen Radabdeckung und Felge erhalten bleibt. Dadurch wird die Wärmeübertragung an die Felge und damit indirekt an den Reifen deutlich reduziert.
Potenzial für den Rennsport und darüber hinaus
Obwohl das Patent nicht explizit für die MotoGP gedacht ist, bietet es dort besonders vielversprechendes Potenzial. Mechaniker könnten mit etwas höherem Startdruck arbeiten, da die Bremsanlage weniger Einfluss auf den Gesamtwärmeeintrag nimmt. Das wiederum würde es erleichtern, die Mindestdruckvorgaben konstant einzuhalten.
Doch auch jenseits der Rennstrecke ergeben sich Vorteile: Ein Reifen, der weniger Hitze von der Bremse abbekommt, könnte über eine längere Lebensdauer und gleichmäßigeres Fahrverhalten verfügen. Das macht das System auch für leistungsstarke Serienmotorräder mit sportlichem Anspruch interessant.
Technischer Kontext: CBR250RR als Testplattform
Die Verwendung der Honda CBR250RR im Patentdokument hat rein symbolischen Charakter. Wichtige Komponenten wie die relativ kleinen, axial montierten Bremssättel sind laut Angaben nicht relevant für die Funktionsweise des Patents. Vielmehr dient das Modell als Trägerplattform für das Prinzip der neuen Konstruktion.
Materialangaben zur Bremsscheibe fehlen im Dokument, doch im Rennsport käme höchstwahrscheinlich Carbon statt Stahl zum Einsatz. Die genaue Wahl der Materialien dürfte je nach Einsatzgebiet variieren.

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