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Motorrad-Fahrverbot auf der B274: Ab Sommer 2025 ist die „Schliem“ an Wochenenden tabu

Im Rhein-Lahn-Kreis steht eine einschneidende Änderung bevor: Ab August 2025 wird der rund fünf Kilometer lange Abschnitt der B274 zwischen Zollhaus und Allendorf – unter Motorradfahrern als „Schliem“ bekannt – an Wochenenden und Feiertagen für Motorräder komplett gesperrt (während der Saison).  Ziel dieser Maßnahme ist laut Kreisverwaltung, die Verkehrssicherheit zu erhöhen und die Lärmbelastung für die Anwohner spürbar zu senken.

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Das Verbot gilt jeweils samstags, sonntags und an gesetzlichen Feiertagen.  Kontrollen mit deutlicher Polizeipräsenz sind angekündigt.  Wer sich nicht an das neue Verbot hält, muss mit empfindlichen Strafen rechnen.

 

Entwicklung zur Sperrung: Strecke als Brennpunkt im Fokus

Die B274 wurde insbesondere seit der Sanierung und Verbreiterung im Jahr 2017 überregional bekannt.  Die Strecke zog zunehmend Motorradfahrer an, die die Kurven und die landschaftliche Lage schätzten.  Zeitweise entwickelte sich die Passage jedoch zum Problemfall: An Wochenenden waren vermehrt sportliche Fahrergruppen unterwegs (auch PKWs), und es kam zu Polizeikontrollen mit Schwerpunkt auf Zweiräder.

In den Jahren nach dem Umbau häuften sich Berichte über Unfälle und angebliche illegale Rennen.  Zwischen 2017 und 2025 wurden drei tödliche Motorradunfälle und mehrere Unfälle mit schweren Verletzungen auf dem betroffenen Abschnitt gemeldet.

 

Maßgebliche Argumente für das Verbot

Die Kreisverwaltung verweist in ihrer offiziellen Begründung auf die Häufung schwerer Unfälle, die laut eigenen Angaben überwiegend auf „nicht angepasste Geschwindigkeit“ zurückzuführen seien.  Zudem wird auf die starke Lärmbelastung für die Bevölkerung entlang der Strecke verwiesen.  Viele Anwohner beklagen an Wochenenden eine erhebliche Beeinträchtigung durch Motorradlärm.

 

Fragen zur Statistik und zu Maßnahmen – Anfragen laufen

Obwohl das Fahrverbot mit Unfallstatistiken begründet wird, ist die Faktenlage in Teilen unübersichtlich.  Presseberichte und Rückfragen bei Polizei und Kreisverwaltung liefern bislang nur wenige detaillierte Informationen zu Unfallursachen oder zur Unterscheidung zwischen Geschwindigkeitsüberschreitungen von Motorrädern oder Autos.  Auch Anfragen zu Häufigkeit und Ergebnissen von Verkehrskontrollen wurden bislang nicht konkret beantwortet.  Die Polizei verwies lediglich darauf, dass die Kreisverwaltung für die Anordnung der Sperrung zuständig sei, und leitete die Anfrage weiter.

Außerdem ist noch nicht abschließend nachvollziehbar, welche alternativen Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit tatsächlich geprüft oder umgesetzt wurden.  Bauliche Veränderungen wie Fahrbahnmarkierungen oder Unterfahrschutz wären beispielsweise Möglichkeiten, leider konnte ich aber nicht herausfinden, welche Maßnahmen konkret eingeführt wurden und dementsprechend auch nicht, ob wirklich alles unternommen wurde.  Entsprechende Nachfragen an die Behörden blieben bisher unbeantwortet.

 

Zeitlicher Zusammenhang: Landtagsanfrage kurz vor Sperrungsankündigung

Am 18. Juni 2025 stellte der Landtagsabgeordnete Matthias Lammert (CDU) eine Kleine Anfrage zur Problematik illegaler Motorradrennen und zur Unfallstatistik auf der B274.  Wenige Tage später – am 1. Juli 2025 – gab der Rhein-Lahn-Kreis bereits die Streckensperrung bekannt.  Ob und wie auf die Landtagsanfrage reagiert wurde, ist nicht öffentlich bekannt.  Die enge zeitliche Abfolge wirft zumindest die Frage auf, ob die Entscheidungsfindung ausreichend transparent und unter Einbezug der aktuellsten Erkenntnisse erfolgte.  Die Anfrage beim Landtag ob und wie die „kleine Anfrage“ beantwortet wurde, ist bisher auch noch nicht beantwortet worden.

 

Reaktionen: Betroffene und regionale Auswirkungen

Das Fahrverbot trifft alle Motorradfahrer, unabhängig von deren Fahrweise.  Während Anwohner auf spürbare Entlastung hoffen, äußern viele Motorradfahrer Unverständnis.  Auch Gastronomen und Betriebe entlang der Strecke rechnen mit spürbaren Einbußen, da Ausflügler und Tourenfahrer künftig ausbleiben könnten.  Die Erfahrung mit vergleichbaren Fahrverboten in anderen Regionen zeigt: Während einzelne Anwohner profitieren, verlagert sich das Problem oftmals auf andere Straßen.

 

Fazit

Mit der Sperrung der B274 für Motorräder an Wochenenden und Feiertagen während der Saison setzt der Rhein-Lahn-Kreis auf eine konsequente Lösung.  Ob die Maßnahme die erhoffte Wirkung zeigt, bleibt abzuwarten.  Die Faktenlage zur Begründung der Sperrung ist in Teilen lückenhaft.  Offizielle Antworten auf gestellte Fragen stehen weiterhin aus.  Die Situation bleibt damit auch nach Ankündigung des Verbots diskussionswürdig.

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Redakteur bei Motorrad Nachrichten. Fokus auf Technik, Szene und Motorradpolitik – neutral, sachlich, verständlich. Verantwortlich für die Seiten www.Motorcycles.News, www.Motorrad.Training und den YouTube-Kanal "Motorrad Nachrichten", sowie deren social Media-Seiten.