Seit dem Frühjahr 2025 ist die Sudelfeldstraße (B307) zwischen dem Inntal und Bayrischzell zeitweise in eine Richtung für Motorradfahrer gesperrt. Die Regelung gilt täglich von 11 bis 21 Uhr im Abschnitt zwischen Tatzelwurm und Bayrischzell und wurde im Rahmen einer zweijährigen Testphase durch die Landratsämter Rosenheim und Miesbach eingeführt. Offizielles Ziel ist es, die Zahl der Unfälle auf der kurvenreichen, bei Motorradfahrern beliebten Strecke zu senken.
Trotz bereits bestehender Maßnahmen wie Geschwindigkeitsbegrenzungen, Überholverboten und verstärkten Polizeikontrollen hatte sich die Unfalllage in den vergangenen Jahren kaum verbessert. Zwischen 2018 und 2024 wurden laut Behördenangaben 97 Motorradunfälle registriert, bei denen zwei Menschen ums Leben kamen. Weitere 40 Personen erlitten schwere, 58 leichte Verletzungen. Gerade eine deutliche Verschlechterung der Lage innerhalb der letzten 2 Jahre wird immer wieder zur Sprache gebracht, die sich auf eine Verlagerung der Problematik nach der Sperrung des Kesselbergs zurückführen lässt.
Motorradfahrer protestieren gegen Fahrverbot
Am Samstag, den 20. September 2025, formierte sich breiter Widerstand gegen die Teilsperrung. Rund 1500 – 2000 Motorradfahrer aus ganz Bayern nahmen an einer groß angelegten Demonstration in Rosenheim teil. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Bundesverband der Motorradfahrer (BVDM), der auch juristisch gegen das Verbot vorgeht.
Ab 11 Uhr versammelten sich die ersten Teilnehmer vor dem Landratsamt Rosenheim. Dort fand ab 12 Uhr eine Auftaktkundgebung statt. Im Mittelpunkt stand eine offene Diskussion mit dem Rosenheimer Landrat Otto Lederer (CSU), der sich der teils heftigen Kritik der Biker stellte (siehe Video).
Gegen 13.45 Uhr setzte sich ein von der Polizei begleiteter Motorradkorso in Bewegung. Die Route führte über Bad Feilnbach, Großholzhausen und Brannenburg bis zur Gaststätte am Sudelfeld-Sattel, wo die Versammlung gegen 16 Uhr endete.
Forderungen: Differenzierung statt Kollektivstrafe
Die Demonstranten kritisierten die Teilsperrung als ungerechtfertigte Kollektivstrafe. Die Maßnahme treffe auch jene Motorradfahrer, die sich gesetzeskonform verhalten. Immer wieder war von „Sippenhaft“ die Rede. In Redebeiträgen wurden alternative Lösungen gefordert, wie etwa verstärkte Polizeipräsenz, härtere Strafen für Raser und technische Überwachungsmaßnahmen.
Einige Redner warfen den Behörden vor, mit zweierlei Maß zu messen: Während Motorräder ausgesperrt würden, dürften aufgemotzte Autos und Radfahrer, die oft nebeneinander führen, weiterhin ungestört die Strecke nutzen.
Rainald Mohr, Vertreter des Bundesverbands der Motorradfahrer, kritisierte zudem die CSU: Die Partei spreche sich öffentlich gegen Fahrverbote für Motorradfahrer aus, unterstütze in diesem Fall jedoch genau solche Maßnahmen.
Landrat verteidigt das Vorgehen
Otto Lederer wies die Vorwürfe zurück. Die Entscheidung sei nicht parteipolitisch motiviert, sondern basiere auf Sicherheitsüberlegungen. Erste Auswertungen hätten gezeigt, dass die Unfallzahlen seit Einführung der Teilsperrung deutlich gesunken seien. – Was allerdings nicht verwundern sollte, da die Strecke ja einseitig gesperrt wurde, was sich natürlich deutlich auf die Nutzung der Strecke durch Motorradfahrer auswirkt. Laut Lederer seien vor der Maßnahme umfangreiche Verkehrszählungen und Kontrollen durchgeführt worden. Die Frage, warum diese Zahlen allerdings nicht veröffentlicht werden, lies er unbeantwortet. Der BVDM hat jetzt im Zuge der Klage Akteneinsicht beantragt.
Hr. Lederer verwies in auf der Bühne nur darauf, dass man sich mit der Feuerwehr unterhalten könnte, die bestätigen würden, dass es am Kesselberg viel ruhiger geworden wäre.
Unterstützung für Sperrung aus der Region
Während sich die Biker gegen die Teilsperrung wehren, sprechen sich zahlreiche Anwohner, Almbauern und Sennerinnen aus der Region für eine Beibehaltung der aktuellen Regelung aus. In einem offenen Brief an die Landräte der Landkreise Rosenheim und Miesbach sowie an Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig (CSU) fordern rund 100 Unterzeichner eine Fortführung der Maßnahme. Begründet wird dies mit einer spürbaren Verbesserung der Verkehrssituation. Ob es den Unterschreibern hier aber wirklich um die Verkehrssicherheit oder doch um den „Verkehrslärm“ geht ist nicht ganz klar.
Einsatzbilanz: Polizei lobt diszipliniertes Verhalten
Das Polizeipräsidium Oberbayern Süd zeigte sich mit dem Verlauf der Versammlung zufrieden. Rund 50 Beamte begleiteten die Veranstaltung. Durch kurzfristige verkehrsrechtliche Sperrungen entlang der Route wurde der Schutz der Teilnehmer gewährleistet. Die Polizei lobte ausdrücklich die disziplinierte Fahrweise der Motorradfahrer und das friedliche Verhalten während der gesamten Versammlung.
Einsatzleiter Markus Jerger sagte: „Es hat sich gezeigt, dass die vorausschauenden Planungen im Vorfeld zu einem reibungslosen und sicheren Versammlungsablauf beigetragen haben. Besonders zu loben ist die disziplinierte Fahrweise der Motorradfahrer während des Korsos.“
Schwerer Unfall auf der Rückfahrt
Überschattet wurde der friedliche Verlauf der Demonstration durch einen schweren Verkehrsunfall auf der Rückfahrt einiger Teilnehmer. Auf der Staatsstraße 2089 zwischen Großholzhausen (Gemeinde Raubling) und Litzldorf (Gemeinde Bad Feilnbach) kam es gegen 15.45 Uhr zu einem folgenschweren Zusammenstoß zwischen einem Motorradfahrern und einem Traktor.
Ersten Ermittlungen zufolge wollte der 28-jährige Traktorfahrer aus Raubling nach links in einen Feldweg abbiegen, als eine Kolonne von Motorrädern zum Überholen ansetzte. Dabei kam es zu mehreren Kollisionen: Zwei Motorradfahrer stürzten nach einem Auffahrunfall ohne Traktorkontakt, ein weiterer Biker prallte in das Heck des Traktors. Der 36-jährige Mann aus dem Landkreis Rosenheim wurde schwer verletzt mit einem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus geflogen. Lebensgefahr bestand laut ersten Angaben nicht.
Die Unfallstelle musste für etwa zwei Stunden gesperrt werden. Die Ermittlungen zur genauen Unfallursache dauern an.
Fazit: Spannungsfeld zwischen Sicherheit und Fahrfreude
Die Demonstration am Sudelfeld zeigt die wachsende Spannung zwischen dem Wunsch vieler Motorradfahrer nach freiem Zugang zu beliebten Strecken und dem Bestreben der Behörden, die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Während Biker sich für Differenzierung und gezielte Kontrollen einsetzen, sehen Anwohner und Verantwortliche in der Sperrung eine notwendige Maßnahme zur Entlastung von Mensch und Infrastruktur.
Wie es mit der Sudelfeld-Strecke weitergeht, bleibt abzuwarten. Die zweijährige Testphase endet im Oktober 2026 – erst danach wollen die Landratsämter über eine dauerhafte Regelung entscheiden.


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