Zunächst beschränkte sich der Rollsplitt-Einsatz auf einzelne Kurven, doch innerhalb kurzer Zeit folgten längere, durchgehende Abschnitte – auch auf Geraden. Schnell entbrannte in der Motorrad-Community eine hitzige Debatte über die Hintergründe der Maßnahme. Während einige eine reine Instandhaltung vermuten, sehen andere Parallelen zu früheren Versuchen, Motorradfahrer in der Region gezielt einzuschränken.
Keine Einzelfälle: Mehrere Kreisstraßen gleichzeitig betroffen
Was zunächst wie ein lokaler Einzelfall wirkte, entpuppte sich rasch als groß angelegte Aktion. Der zuständige Landkreis führt derzeit auf mehreren Kreisstraßen im Bereich Holzminden Instandhaltungsarbeiten mit derselben Methode durch:
- K39 Richtung Glesse
- K11 zwischen Hohe und Brökeln
- K35 von Rühle über Dölme bis Reileifzen
- K18 in Bodenwerder (inkl. kurzfristiger Vollsperrung)
Bereits abgeschlossen sind die Arbeiten auf der K23 bei Kirchbrak und der K38 zwischen Ottenstein und Pegestorf. Auch dort kam Rollsplitt zum Einsatz. Offiziell heißt es, dass der Splitt nach etwa drei Wochen abgefegt werde – allerdings könnten einzelne Körner auch darüber hinaus auf der Fahrbahn verbleiben.
Technisch sinnvoll – aber auffällig gleichzeitig
Aus technischer Sicht ist das Verfahren grundsätzlich nachvollziehbar: Der Rollsplitt dient der Versiegelung kleinerer Risse, verbessert die Griffigkeit und verlängert die Lebensdauer des Belags. In dieser Form ist die Maßnahme nicht ungewöhnlich und wird auch in anderen Regionen eingesetzt.
Was jedoch auffällt: Die Ballung der Maßnahmen innerhalb eines kurzen Zeitraums auf mehreren, speziell bei Motorradfahrern beliebten Strecken. Diese Gleichzeitigkeit wirft bei vielen Fragen auf – besonders im Kontext der Region rund um Holzminden, die in den vergangenen Jahren bereits mehrfach durch motorradkritische Maßnahmen auffiel.
Region mit Vorgeschichte: Einschränkungen für Biker keine Seltenheit
In Holzminden und Umgebung gab es bereits mehrfach Initiativen, die gezielt auf Motorradfahrer abzielten. So wurde etwa über eine Einführung des Tiroler Modells in verschärfter Form diskutiert. Unterstützt von der Deutschen Umwelthilfe wurde offen kommuniziert, dass nicht nur „Raser“ oder besonders laute Maschinen im Fokus stehen, sondern die schiere Menge an Motorradfahrern, die als störend empfunden wurde.
Diese Vorgeschichte erklärt, warum viele Biker nun besonders sensibel reagieren. Die aktuelle Maßnahme mit dem Rollsplitt wird von Teilen der Community als möglicher Versuch gesehen, die Attraktivität der Region für Motorradfahrer weiter zu reduzieren.
Kommunikationsmängel verschärfen das Misstrauen
Ein weiteres Problem: Die fehlende Transparenz im Vorfeld der Arbeiten. Es gibt zwar keine gesetzliche Pflicht, solche Maßnahmen anzukündigen – doch die Reaktionen zeigen, wie viel Unmut eine fehlende Kommunikation auslösen kann. Unterschiedliche Aussagen zur Dauer des Rollsplitt-Einsatzes – mal hieß es wenige Tage, dann wieder mindestens drei Wochen – tragen zusätzlich zur Verunsicherung bei.
Fazit: Technisch erklärbar, aber Fragen bleiben
Dass Rollsplitt als kostengünstige Instandhaltungsmaßnahme eingesetzt wird, ist keine Neuigkeit. Auch andere Regionen greifen regelmäßig auf dieses Verfahren zurück. Dennoch bleibt ein fader Beigeschmack: Warum gerade jetzt? Warum auf so vielen beliebten Strecken gleichzeitig? Und warum erneut in einer Region, in der Motorradfahrer in der Vergangenheit bereits mehrfach Einschränkungen erlebten?
Ob hier tatsächlich ein größerer Plan dahintersteckt oder es sich um unglücklich getimte Routinearbeiten handelt – das wird man wohl nicht erfahren können. In ein paar Wochen dürfte der Rollsplitt allerdings größtenteils verschwunden sein. Auf jeden Fall bringt die Maßnahme langfristig sogar einen besseren Straßenzustand. Doch der Vertrauensschaden gegenüber den Behörden ist in Teilen der Biker-Community bereits entstanden.