EU gibt voraussichtlich grünes Licht für Milliarden-Transaktion
Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters, der sich auf gut informierte Kreise beruft, hat die Europäische Kommission signalisiert, dem Vorhaben ohne zusätzliche Bedingungen zuzustimmen. Eine offizielle Entscheidung wird spätestens bis zum 16. Juni 2025 erwartet. Insidern zufolge ist die Zustimmung jedoch bereits hinter den Kulissen beschlossene Sache.
Im Raum steht ein Kaufpreis von rund 4,2 Milliarden Euro (etwa 4,5 Milliarden US-Dollar). Für diesen Betrag möchte Liberty Media 86 Prozent der Anteile an Dorna Sports, dem Rechteinhaber der MotoGP, übernehmen. Die restlichen 14 Prozent verbleiben beim spanischen Unternehmen, das die Motorrad-Weltmeisterschaft seit 1992 organisiert.
Bedenken der Kartellbehörden: Sorge um Medienrechte
Die Übernahme war ursprünglich bereits Ende 2024 angekündigt worden, verzögerte sich jedoch durch Einwände der EU-Kartellbehörden. Diese befürchteten unter anderem steigende Kosten bei der Lizenzierung von Übertragungsrechten für MotoGP und Formel 1, da beide Serien künftig vom selben Mutterkonzern vermarktet würden.
Da Liberty Media bereits seit 2017 Eigentümer der Formel 1 ist, wurde der Deal im Rahmen des sogenannten Phase-II-Prüfverfahrens intensiv untersucht. Das Prüfverfahren startete offiziell am 14. November 2024 und hatte eine Frist von 90 Arbeitstagen zur Entscheidungsfindung. Diese wurde nun bis zum 16. Juni 2025 verlängert – doch der Ausgang scheint klar.
Liberty Media plant audiovisuelle Offensive
Ein Sprecher von Liberty Media betonte mehrfach das Potenzial der MotoGP im Bereich der audiovisuellen Vermarktung. „Es gibt einen sehr großen und wachsenden Markt für audiovisuelle Unterhaltung weit über den Sport hinaus. Die Transaktion wird die Fähigkeit der MotoGP verbessern, sich in diesem hart umkämpften Markt zu behaupten“, erklärte er gegenüber Medien.
Diese Aussagen lassen erkennen, in welche Richtung es künftig gehen könnte. Die Formel 1 profitierte nach ihrer Übernahme durch Liberty Media enorm von neuen Medienformaten wie der Netflix-Serie Drive to Survive, die maßgeblich zum weltweiten Popularitätszuwachs beitrug. Ein ähnliches Konzept für die MotoGP scheint nun ebenfalls denkbar.
Auswirkungen auf den Rennkalender und das Management
Mit der Übernahme rückt auch die Frage nach einer strategischen Neuausrichtung der MotoGP in den Fokus. Denkbar wären etwa gemeinsame Event-Wochenenden mit der Formel 1, bei denen beide Serien auf derselben Strecke antreten – ein Szenario, das bislang als undenkbar galt.
Auch das Management der MotoGP steht zur Disposition. Noch ist unklar, ob das bisherige Führungsteam um CEO Carmelo Ezpeleta weiterhin die Geschicke der Serie leiten wird. Der 78-jährige Spanier gilt als Schlüsselfigur der modernen MotoGP-Geschichte, sein Verbleib könnte Stabilität garantieren. Andererseits könnte Liberty Media auch einen neuen, internationaleren CEO einsetzen, um frische Impulse zu setzen.
Ein Deal mit Tragweite für den Motorsport
Die Zusammenführung von Formel 1 und MotoGP unter dem Dach von Liberty Media markiert einen Wendepunkt in der Welt des Motorsports. Die Vereinheitlichung von Marketingstrategien, medialer Präsentation und kommerziellen Strukturen könnte weitreichende Folgen für Fans, Veranstalter und TV-Sender haben.
Klar ist: Der US-Konzern sichert sich mit der Übernahme zwei der einflussreichsten Motorsport-Plattformen weltweit – mit gewaltigem Potenzial für Wachstum und Expansion.