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MIT-Studenten entwickeln 300-PS-Wasserstoff-Brennstoffzellen-Motorrad als offene Forschungsplattform

Im Umfeld klassischer Motorräder erwartet man bahnbrechende Innovationen meist von etablierten Herstellern oder spezialisierten Entwicklungsabteilungen.  Doch diesmal sorgt das Massachusetts Institute of Technology (MIT) für Aufsehen: Das Electric Vehicle Team (EVT) der Universität hat ein einzigartiges Motorrad mit Wasserstoff-Brennstoffzelle realisiert, das rund 300 PS (220 kW) leisten soll.  Ziel des Projekts ist es, neue Möglichkeiten für emissionsfreie Mobilität auf zwei Rädern zu erforschen und die Ergebnisse als offene Forschungsplattform bereitzustellen.

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Technischer Ansatz und Zielsetzung

Das Team setzt auf einen modularen Ansatz, bei dem sowohl die Brennstoffzelle als auch der Antrieb leicht ausgetauscht werden können.  Der Fokus liegt ausdrücklich nicht auf einer schnellen Serienfertigung, sondern auf Forschung, Entwicklung und Transparenz.  Die Entwickler wollen durch Dokumentation und Open-Source-Bereitstellung die Nachvollziehbarkeit und Nachahmung durch andere Forschungsgruppen, Ingenieure und interessierte Studenten erleichtern.

Projektleiter Aditya Mehrotra betont, dass das Projekt vor allem das Potenzial kleiner Wasserstoffsysteme demonstrieren und Diskussionen rund um deren Einsatz im Alltag anstoßen soll.  Ein Hauptanliegen ist, mit der offenen Plattform den Zugang zu Forschung im Bereich Wasserstofffahrzeuge zu erleichtern und somit Innovationen voranzutreiben.

 

Von der Ducati zum Wasserstoff-Testträger

Die Basis für das Motorrad bildet ein modifiziertes Fahrgestell eines Ducati-Modells aus den 1990er Jahren.  In dieses kompakte Chassis wurden Brennstoffzelle, Wasserstofftank und sämtliche für den elektrischen Antrieb notwendigen Komponenten integriert.  Das Herzstück ist eine Brennstoffzelle des südkoreanischen Herstellers Doosan, die ursprünglich für den Einsatz in Drohnen entwickelt wurde.  Diese liefert die benötigte elektrische Energie für den Antrieb, wobei die Systemleistung mit etwa 220 kW (entspricht rund 300 PS) angegeben wird.

Das maximale Drehmoment des Antriebs wird nicht im Detail genannt.  Die hohe Leistungsdichte von Wasserstoff und die schnelle Betankung gelten als Vorteile gegenüber rein batterieelektrischen Konzepten.  Im Unterschied zu herkömmlichen E-Motorrädern entfällt die lange Ladezeit.  Die Entwickler mussten allerdings die Herausforderungen eines begrenzten Bauraums und der sicheren Integration von Hochdrucktanks und weiteren Komponenten meistern.

 

Sicherheit und Weiterentwicklung

Für die Sicherheit und Einhaltung sämtlicher Standards sorgt unter anderem Elizabeth Brennan, die sich insbesondere mit dem sicheren Handling von Wasserstoff und der Zulassung aller Komponenten befasst.  In Zukunft soll ein speziell entwickelter Elektromotor zum Einsatz kommen, der optimal auf die Anforderungen der Wasserstofftechnik abgestimmt ist und so eine noch bessere Effizienz bieten soll.

Das Team hat die Dokumentation zum Bau des Motorrads sowie sämtliche Entwicklungsschritte als Open-Source-Leitfaden veröffentlicht.  Ziel ist es, dass auch andere Hochschulen und Forschungsgruppen das Projekt nachvollziehen und weiterentwickeln können.

 

Fokus auf Forschung statt auf Serienproduktion

Die Entwickler am MIT betonen, dass das Wasserstoff-Motorrad ausdrücklich nicht für die Serienfertigung bestimmt ist.  Vielmehr handelt es sich um eine offene Forschungsplattform, deren modularer Aufbau verschiedene Test- und Entwicklungsansätze zulässt.  So lassen sich einzelne Komponenten, beispielsweise Brennstoffzellen, Elektromotor oder Tank, vergleichsweise einfach austauschen und weiterentwickeln.

Das Projekt steht exemplarisch für einen Technologietransfer, bei dem Wissen geteilt und Innovation beschleunigt werden soll.  Die Plattform wurde bereits auf verschiedenen Fachveranstaltungen vorgestellt, unter anderem beim Hydrogen Americas Summit und beim World Hydrogen Summit in den Niederlanden.  Geplant ist zudem eine Präsentation auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas.

 

Herausforderungen für Wasserstoff im Motorradbereich

Wasserstoffbetriebene Fahrzeuge stehen vor mehreren Herausforderungen: Neben den bislang hohen Kosten für die Technik fehlt es vielerorts noch an einer flächendeckenden Tankinfrastruktur.  Während in Kalifornien und in einigen europäischen Ländern bereits erste Versorgungsnetze entstehen, ist der Zugang zu Wasserstoff für Endnutzer in vielen Regionen noch stark eingeschränkt.  Auch die Brennstoffzellen selbst gelten bislang als kostspielig, was eine rasche Verbreitung erschwert.

Mit ihrem offenen Ansatz wollen die MIT-Studenten die Entwicklung beschleunigen und praktische Lösungen für die Nutzung von Wasserstoff aufzeigen.  Das Ziel besteht darin, nicht nur weitere Forschung zu ermöglichen, sondern auch ein Bewusstsein für alternative Antriebstechnologien im Motorradbereich zu schaffen.

 

Ausblick: Plattform für Forschung und Innovation

Laut Aditya Mehrotra ist die MIT-Plattform das erste vollständig offene und dokumentierte Wasserstoff-Motorradprojekt weltweit.  Frühere Konzepte, wie ein Prototyp von Suzuki, blieben entweder Einzelstücke oder wurden nicht öffentlich zugänglich gemacht.  Das MIT-Team hofft, mit seiner Lösung einen Grundstein für weitere Entwicklungen und Innovationen im Bereich nachhaltiger Mobilität zu legen.

Ein kommerzieller Rollout wird derzeit nicht angestrebt, vielmehr steht die wissenschaftliche Weiterentwicklung im Vordergrund.  Dennoch gilt das Projekt als Meilenstein in der Entwicklung alternativer Antriebstechnologien und zeigt das Potenzial von Wasserstoff auch für Motorräder auf.

Redakteur bei Motorrad Nachrichten. Fokus auf Technik, Szene und Motorradpolitik – neutral, sachlich, verständlich. Verantwortlich für die Seiten www.Motorcycles.News, www.Motorrad.Training und den YouTube-Kanal "Motorrad Nachrichten", sowie deren social Media-Seiten.