Hochrangige Besuche und erste Personalmaßnahmen
Obwohl eine Teilnahme von Sean Bratches, dem früheren Marketingchef der Formel 1, erwartet wurde, blieb dieser dem Event in Misano fern. Stattdessen zeigte sich Stefano Domenicali, Präsident und CEO der Formel 1, im Paddock. Er traf unter anderem mit Pramac-Teamchef Paolo Campinoti und Aprilia-CEO Massimo Rivola zusammen. Letzterer und Domenicali verbindet eine gemeinsame Vergangenheit bei Ferrari.
Parallel zur Anwesenheit der Liberty-Delegation führte ein Wirtschaftsprüferteam Interviews mit Dorna-Mitarbeitern, um sich ein umfassendes Bild über die internen Strukturen zu verschaffen. Im Zuge dessen wurden bereits rund zehn neue Stellen bei der Dorna geschaffen, insbesondere im Bereich Marketing – ein klares Indiz für die geplante Neuausrichtung der Serie.
Zeremonielle Änderungen und neue Rahmenserien
Erste sichtbare Maßnahmen traten bereits in Kraft: Eine neue Startzeremonie, angelehnt an die Formel 1, wurde eingeführt. Dabei nehmen alle Fahrer vor dem Rennen Aufstellung zur Nationalhymne. Weitere Änderungen betreffen das Rahmenprogramm der MotoGP-Wochenenden. Ab der kommenden Saison wird die MotoE als fester Bestandteil der Veranstaltung entfallen. Stattdessen soll der sogenannte „Bagger-World-Cup“ von Harley-Davidson die Rolle der elektrischen Klasse übernehmen.
Diese Anpassungen sind Teil eines langfristigen Umstrukturierungsprozesses, der sich auf mehrere Bereiche erstreckt – von Technik über Vermarktung bis hin zur Markenstrategie. Dabei soll insbesondere die MotoGP als Königsklasse klar im Mittelpunkt stehen.
Fokus auf die Königsklasse: MotoGP vor Moto2 und Moto3
Analog zur Formel 1 mit ihren Nachwuchsserien F2 und F3 wird die MotoGP künftig stärker gegenüber den unteren Klassen hervorgehoben. In der Außendarstellung sowie in der Infrastruktur zeichnet sich bereits eine Trennung ab. Ab 2026 sollen die MotoGP-Teams größere, fest installierte Boxenanlagen an den Rennstrecken erhalten. Moto2 und Moto3 werden dagegen vermehrt in provisorische Strukturen umziehen – ein Vorgehen, das an einigen Orten bereits praktiziert wird.
Auch bei der medialen Berichterstattung wird eine stärkere Gewichtung der MotoGP empfohlen. Fernsehpartner wurden von der Dorna darauf hingewiesen, die Berichterstattung auf die Königsklasse zu konzentrieren. Ein Beispiel: Sollte Marc Marquez in Motegi einen weiteren Titel gewinnen, wird er offiziell als siebenfacher MotoGP-Weltmeister präsentiert – frühere Erfolge in Moto2 und Moto3 finden in der Außendarstellung keine Erwähnung mehr.
Neue Streamingplattform und Hall of Fame
Parallel zu den strukturellen Änderungen arbeitet man an einer neuen Streamingplattform, die das Nutzererlebnis verbessern und technische Ausfälle bis spätestens 2026 vollständig eliminieren soll. Technische Teams beider Organisationen kooperieren dafür zunehmend eng, insbesondere in Großbritannien, wo sich das Übertragungszentrum der Formel 1 befindet.
Zudem wird mit der „MotoGP Hall of Fame“ eine neue Form der Ehrung eingeführt. Voraussetzung für die Aufnahme sind mindestens zwei Titel in der MotoGP oder 24 Rennsiege. Ziel dieser Auszeichnung ist es, eine exklusive Gruppe zu etablieren, die das Markenprofil der MotoGP weiter stärken soll. Sie ergänzt die bestehende Ehrung der „MotoGP-Legenden“, grenzt sich aber inhaltlich klar ab.
Fazit
Liberty Media setzt erste sichtbare Impulse in der MotoGP. Während strukturelle und organisatorische Änderungen bereits im Gange sind, wird deutlich, dass das US-Unternehmen die Königsklasse des Motorradsports ähnlich positionieren möchte wie die Formel 1. Im Fokus stehen dabei eine stärkere Markenbildung, eine verbesserte Vermarktung und eine klare Trennung zwischen Haupt- und Nebenkategorien.


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