Fokus auf die North West 200
Die Dokumentation begleitet die drei Protagonisten auf ihrem Weg zur North West 200, einem der bedeutendsten Straßenrennen im internationalen Rennkalender. Zwar steht es häufig im Schatten der berühmteren Isle of Man TT, gilt jedoch in der Road-Racing-Szene als ebenso prestigeträchtig – und gefährlich. Auf den engen Straßen Nordirlands erreichen die Fahrer Geschwindigkeiten von über 320 km/h (rund 200 mph), oft nur wenige Zentimeter von Mauern, Laternenpfählen und Zuschauergruppen entfernt.
Lee Johnston, einer der erfolgreichsten aktiven Piloten bei der NW200, erlebte 2023 einen schweren Unfall im Qualifying, der sein Leben bedrohte. Seitdem ist er nicht mehr dort an den Start gegangen – doch die Dokumentation zeigt, wie er sich trotz allem auf ein Comeback vorbereitet.
Kontraste und Gemeinsamkeiten
Kevin Keyes steht als aufstrebender Fahrer am Beginn seiner Road-Racing-Karriere. Der Ire war zuvor auf Kurzstrecken unterwegs und wagte erst 2022 den Schritt auf die öffentlichen Straßen. Seine Sicht auf das gefährliche Rennen bietet einen erfrischenden Kontrast zur Herangehensweise von Johnston, der bereits viele Jahre Erfahrung mitbringt.
Maria Costello bringt wiederum eine ganz eigene Perspektive ein: Sie ist nicht nur eine der wenigen Frauen im Road Racing, sondern fährt seit rund 30 Jahren Rennen. Die Doku zeigt eindrücklich, wie sie gegen den Willen ihrer Mutter in diesen extremen Sport einstieg – und wie sich ihr Verhältnis zur Rennstrecke nach dem Krebstod der Mutter verändert hat. Diese persönliche Ebene verleiht dem Film emotionale Tiefe und Authentizität.
Glaube, Risiko und Gemeinschaft
Ein zentrales Thema der Dokumentation ist die Rolle des Glaubens. Für manche Fahrer ist es religiöser Glaube, der sie durch schwierige Zeiten trägt – für andere ist es das Vertrauen in die eigene Fähigkeit, das Glück oder die Liebe zum Rennsport. Die BBC fasst es treffend zusammen: „Road Racing ist ein Teil dessen, was sie sind. Und es beeinflusst, wie sie über die Risiken eines Sports denken, den sie lieben, der aber oft gefährlich und manchmal tödlich ist.“
Ein besonders bewegender Teil des Films ist die Geschichte von Jamie Hodson, der beim Ulster Grand Prix tödlich verunglückte. Sein Bruder Rob, der selbst noch aktiv ist, schildert eindringlich, wie er direkt in den tragischen Unfall involviert war. Auch die Eltern kommen zu Wort und erzählen, wie ihr Glaube nach dem Verlust ihres Sohnes gestärkt wurde.
Fazit
„Ride or Die“ zeigt Road Racing in all seinen Facetten – nicht nur als Hochgeschwindigkeitsrennen, sondern auch als emotionale Herausforderung, spirituelle Reise und Teil einer tiefen Gemeinschaft. Die Mischung aus persönlichen Schicksalen, Rennleidenschaft und gesellschaftlicher Reflexion macht die Dokumentation zu einem eindrucksvollen Porträt dieser faszinierenden und gefährlichen Motorsportwelt.