Was ist E20? Zusammensetzung und Vorteile
E20 bezeichnet einen Ottokraftstoff, dem bis zu 20 Prozent Bioethanol beigemischt werden. Zum Vergleich: Super E10 enthält maximal 10 Prozent Bioethanol, E5 sogar nur 5 Prozent. Bioethanol wird aus nachwachsenden Rohstoffen wie Zuckerrüben, Kartoffeln oder Getreide hergestellt und gilt als erneuerbare, nachhaltige Komponente, die fossile Anteile im Kraftstoff reduziert.
Durch die Erhöhung des Bioethanol-Anteils sollen die Treibhausgasemissionen im Straßenverkehr weiter gesenkt werden. Je nach Herstellungsverfahren lässt sich durch E20 laut ADAC eine CO₂-Reduktion von bis zu 80 Prozent im Vergleich zu rein fossilem Benzin erreichen. Im Praxisbetrieb werden aktuell Einsparpotenziale von rund 16 Prozent beziffert. Mit zusätzlichen biogenen Komponenten wie Bio-Naphtha könnte dieser Wert laut aktuellen Berechnungen sogar auf bis zu 40 Prozent steigen.
Status quo: Mannheim als Testfeld und politische Diskussion
Seit Oktober 2023 wird an einer Tankstelle in Mannheim erstmals E20 im Rahmen eines Flottenversuchs angeboten. Die Südzucker-Tochter CropEnergies, ein führender Hersteller nachhaltigen Ethanols, liefert den Kraftstoff an ausgewählte Fahrzeuge, beispielsweise aus dem eigenen Unternehmensfuhrpark. Der freie Verkauf an Privatkunden ist bisher nicht erlaubt.
Politisch drängen Vertreter wie die CDU-Europaabgeordneten Norbert Lins, Peter Liese und Jens Gieseke auf eine zügige Schaffung der rechtlichen Rahmenbedingungen. Sie fordern in einem Schreiben an die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, dass die Normierung für E20 beschleunigt und der Marktzugang vereinfacht wird. Im Fokus steht dabei die dringend benötigte CO₂-Einsparung im Bestandsfuhrpark, da auch 2025 noch knapp 30 Millionen Benziner und rund 14 Millionen Diesel-Fahrzeuge allein in Deutschland unterwegs sein werden.
Voraussetzungen für die breite Einführung: Normierung und Herstellerfreigaben
Die Qualitätsnorm für Ottokraftstoffe (DIN EN 228) erlaubt aktuell lediglich einen maximalen Ethanolanteil von 10 Volumenprozent. Eine Anpassung oder Schaffung einer neuen Norm ist deshalb Grundvoraussetzung für die flächendeckende Einführung von Super E20. Der ADAC unterstützt diese Initiative, betont aber, dass die Einführung „mit Bedacht“ erfolgen müsse.
Wesentlich ist zudem die technische Freigabe durch die Autohersteller. Ethanol hat korrosive Eigenschaften und stellt besondere Anforderungen an Leitungen, Dichtungen, Kraftstoffpumpen und Einspritzsysteme. Hersteller wie VW, BMW, Audi, Seat und Skoda testen aktuell die Verträglichkeit ihrer Modelle mit E20. Nach derzeitigen Einschätzungen könnten etwa 50 Prozent der zugelassenen Benziner den neuen Kraftstoff ohne Modifikationen nutzen. Für ältere Fahrzeuge besteht jedoch das Risiko von Materialproblemen – sie müssten weiterhin E5 oder E10 tanken.
Welche Fahrzeuge tatsächlich für E20 freigegeben werden, ist bislang nicht verbindlich geregelt. Informationen dazu finden sich meist im Bordbuch oder am Tankdeckel. Fahrzeuge, die bereits mit E10 Probleme hatten, sind für E20 definitiv ungeeignet.
Preis, Verbrauch und Wirtschaftlichkeit
Ein zentraler Vorteil von E20 könnte der Preis an der Zapfsäule werden. Der Bioethanol-Anteil ist von der CO₂-Bepreisung ausgenommen, was bei steigenden Emissionskosten zu stabileren oder sogar niedrigeren Preisen führen kann. Laut ersten Prognosen dürfte der Literpreis von E20 zwischen Super E5 und Super E10 liegen, umgerechnet etwa 1,80 bis 1,90 Euro (ca. 1,95 bis 2,05 US-Dollar), je nach Markt- und Steuerlage.
Der Energiegehalt von Ethanol ist geringer als der von Benzin. Daher steigt der Kraftstoffverbrauch bei E20 um rund drei Prozent, was von Motorenexperten bestätigt wird. Ein erhöhter Verbrauch wäre jedoch für viele Autofahrer kaum spürbar, sofern sich der Kraftstoffpreis entsprechend verringert. Die Oktanzahl von E20 beträgt mindestens 98, was eine effiziente und klopffeste Verbrennung begünstigt.
Kritik und Herausforderungen
Umwelt- und Verbraucherverbände wie der VCD warnen vor Nachteilen durch die Ausweitung von Biokraftstoffen. Sie sehen unter anderem Zielkonflikte mit der Nahrungsmittelproduktion sowie eine teils fragwürdige Klimabilanz importierter Biokomponenten. Auch die Autoindustrie verweist auf Unsicherheiten bei der Materialverträglichkeit älterer Fahrzeuge.
Ein weiterer kritischer Punkt ist die Kommunikation gegenüber den Auto- und Motorradfahrern. Die Einführung von Super E10 verlief holprig und führte zu viel Verunsicherung – dieses Misstrauen soll bei E20 durch bessere Information vermieden werden.
Fazit: Chancen für klimafreundlichen Verkehr, aber viele offene Fragen
E20 gilt als vielversprechende Option, um kurzfristig CO₂-Emissionen im Straßenverkehr zu reduzieren – ohne auf neue Antriebstechnologien warten zu müssen. Die Vorteile liegen auf der Hand: reduzierter CO₂-Ausstoß, stabile oder sogar sinkende Preise und keine Umrüstung bestehender Fahrzeuge, sofern eine Freigabe vorliegt.
Offen bleibt, wann die notwendige Normierung abgeschlossen und der Kraftstoff bundesweit verfügbar sein wird. Bislang ist E20 nur im Flottenversuch erhältlich. Die breite Markteinführung wird frühestens ab 2028 erwartet.
Wichtige Fakten zu E20 im Überblick:
- Enthält bis zu 20 % Bioethanol, hergestellt aus nachwachsenden Rohstoffen
- Bis zu 80 % CO₂-Reduktion möglich, im Praxistest ca. 16 %
- Tankbar nur mit entsprechender Herstellerfreigabe
- Verbrauch steigt um etwa 3 %
- Preis voraussichtlich ähnlich wie Super E10 oder niedriger
- Erste Test-Tankstelle seit Oktober 2023 in Mannheim
- Flächendeckende Einführung hängt von Normung und Politik ab