„Wir machen die Ingenieure zu Weltmeistern“
Stoner äußerte sich scharf zur technischen Aufrüstung in der MotoGP. Besonders die Elektronik und die damit einhergehende Entlastung der Fahrer sieht er kritisch.
„Du hast fast 300 PS und kannst einfach Gas geben, ohne dass etwas passiert“, erklärte Stoner. „Früher musste ein Fahrer das Motorrad kontrollieren, Rutschen beherrschen oder einen Wheelie aus der Kurve heraus balancieren. Heute erledigt das alles die Elektronik.“
Schon in seiner Zeit als Testfahrer habe er erlebt, dass selbst der Einsatz der Kupplung im Kurveneingang nicht mehr möglich gewesen sei, da die Systeme dadurch irritiert wurden. Für Stoner sei damit klar: „Wir machen die Ingenieure zu Weltmeistern, nicht die Fahrer.“
Kritik an Ride-Height-Devices und Aerodynamik
Neben der Elektronik geriet auch die Aerodynamik in den Fokus seiner Kritik. Winglets und Ride-Height-Devices seien teuer und veränderten den Sport grundlegend. „Aerodynamik zählt zu den kostspieligsten Entwicklungen. Sie sorgt nicht für mehr Spannung, sondern dafür, dass alle Motorräder gleich aussehen. Früher hatte Yamaha Vorteile in schnellen Kurven, Ducati bei der Höchstgeschwindigkeit, Suzuki beim Bremsen. Heute gibt es diesen Mix nicht mehr. Wir erleben Klonkriege“, so Stoner.
Die zunehmende Stabilität am Heck berge zudem Gefahren: „Wenn du die Kontrolle am Hinterrad verlierst, verlagerst du das Risiko aufs Vorderrad. Die Unfälle, die wir jetzt sehen, sind schlimmer als alles, was ich früher erlebt habe.“
Sicherheit kontra Technik – eine trügerische Rechnung
Während die MotoGP-Verantwortlichen die Weiterentwicklung mit Sicherheitsargumenten rechtfertigen, widerspricht Stoner vehement. „Ich sehe nicht, dass die Motorräder sicherer geworden sind. Wenn man die Angst vor dem Motorrad verliert, pusht man nur noch härter über die Front. Das führt zu schlimmeren Stürzen.“ Auch die steigenden Geschwindigkeiten auf den Geraden verschärften die Situation: „Je schneller die Motorräder, desto enger wird das Limit beim Anbremsen. Deshalb sehen wir so viele Unfälle, bei denen Maschinen mit voller Wucht in die Streckenbegrenzung schlagen.“
Kritik am Sprint-Format
Neben der Technik ging Stoner auch mit dem seit 2023 etablierten Sprint-Format ins Gericht. Die verkürzten Rennen am Samstag würden den Charakter der Weltmeisterschaft verwässern. „Das Hauptrennen ist der Kern der Meisterschaft. Es ist aus einem Grund so lang. Heute geht es nur noch darum, eine schnelle Qualifying-Zeit zu fahren. Für die Abstimmung des Motorrads bleibt keine Zeit. Das macht die Rennen langweiliger und reduziert die Überholmöglichkeiten.“
Blick auf 2027 und Vergleich mit der Formel 1
Auch das neue Reglement ab 2027, das unter anderem Ride-Height-Devices verbietet und die Aerodynamik einschränken soll, sieht Stoner kritisch. Er befürchtet, dass die Motorräder zwar leichter und langsamer im Topspeed werden, aber gleichzeitig kürzere Bremszonen entstehen – was die Überholmanöver weiter einschränken könnte.
Im Vergleich zog Stoner eine überraschend positive Bilanz für die Formel 1: „Sie haben viele Probleme gelöst, die die MotoGP gerade erst übernimmt. In der Formel 1 sieht man mehr Racing als in unserer Serie, obwohl die Autos riesig und schwer sind. In der MotoGP erleben wir weniger spannende Kämpfe als früher.“
Forderung nach klarer Führung
Am Ende seines Rundumschlags stellte Stoner die Verantwortlichen in Frage. „Es braucht einen vernünftigen Kopf, der sagt: Das ist lächerlich, wir brauchen das nicht. Stattdessen wirkt es, als ob Entscheidungen einfach durchgewunken werden.“ Besonders die Aerodynamik hätte seiner Meinung nach längst gestrichen werden müssen, da sie die Kosten in die Höhe treibe und kaum Mehrwert biete.
Auf die Frage, ob er selbst Einfluss nehmen könnte, antwortete Stoner sarkastisch: „Natürlich nicht. Ich bin zu ehrlich.“
Fazit: Casey Stoner meldete sich mit klaren Worten zurück im MotoGP-Fahrerlager. Seine Kritik richtet sich gegen eine Entwicklung, die für ihn den Fahrer in den Hintergrund drängt und den Sport in eine problematische Richtung führt. Für ihn gilt: Weniger Technik, mehr fahrerische Klasse.


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