Norton Motorcycles HQ Solihull ©HuftonCrow 014

Norton kündigt sechs neue Modelle mit drei Motorplattformen an: Strategiewechsel und Ausblick auf die Zukunft

Die britische Traditionsmarke Norton steht vor einem umfassenden Neustart.  Nach der Übernahme durch den indischen Konzern TVS kündigte das Unternehmen an, bis zum Jahr 2026 sechs neue Modelle auf den Markt zu bringen.  Grundlage hierfür bilden drei neue, international homologierte Motorplattformen, die das Produktportfolio deutlich erweitern und das Unternehmen erstmals in zahlreiche neue Märkte führen sollen.

Drei neue Motorplattformen für sechs neue Motorräder

Wie die beiden Norton-Geschäftsführer Nevijo Mance und Richard Arnold in einem Interview bestätigten, sind die ersten komplett neuen Modelle seit der Übernahme durch TVS bereits für eine Vorstellung zum Jahresende geplant.  Mit den neuen Motoren will Norton jeweils zwei Modelle ausstatten und somit das Portfolio diversifizieren.  Alle neuen Baureihen sollen über einen Hubraum von mindestens 310 cm³ verfügen und sowohl für den europäischen als auch den indischen und internationalen Markt homologiert sein.

Während Richard Arnold, ehemaliger Geschäftsführer von Manchester United, vor allem für Marketing, Vertrieb und Markenentwicklung zuständig ist, verantwortet Nevijo Mance – vormals Entwicklungsleiter bei Jaguar Land Rover – die Bereiche Produktentwicklung, Fertigung und Qualitätssicherung.  Mance spricht in diesem Zusammenhang von einer „Lieferwelle“ (Original: „delivery tsunami“), mit der Monat für Monat wichtige Entwicklungsschritte umgesetzt werden.

 

Abschied vom Retro-Design: Neue Formensprache und Technik

Mit den neuen Modellen verabschiedet sich Norton offenbar vom bisher dominierenden Retro-Look.  Statt klassischer Linienführung setzt das Unternehmen künftig auf eine moderne, teils avantgardistische Formensprache.  Mance verweist dabei auf Parallelen zur Bauhaus-Architektur, die mit klaren, skulpturalen Formen und kompromisslosem Design neue Akzente setzen soll.

Diese neue Designsprache verlangt laut Mance auch in der Technik ein Umdenken: Die Motorräder sollen sich nicht nur auf Augenhöhe mit der Konkurrenz bewegen, sondern diese in zentralen Disziplinen sogar übertreffen.  Arnold ergänzt, dass man mit einer breiteren Modellpalette künftig auch unterschiedliche Preiskategorien bedienen wolle, um ein größeres Kundenspektrum zu erreichen.

 

Produktionsumstellung und globale Expansion

Aktuell werden alle Norton-Motorräder wie die Commando 961 sowie die V4SV und V4CR am Standort Solihull nach den britischen Motorcycle Single Vehicle Approval (MSVA) Vorgaben gebaut, was die Kundenzahl auf Großbritannien beschränkt.  Mit den neuen Modellen geht Norton einen anderen Weg: Teile der Produktion werden künftig in verschiedenen Regionen erfolgen, um die Motorräder weltweit anbieten zu können.  Während die exklusiven Spitzenmodelle weiterhin in England montiert werden, ist bei anderen Baureihen eine Endmontage in den jeweiligen Zielmärkten geplant.  Die internationale Expansion erfordert zudem eine globale Teilebeschaffung und ein weltweites Vertriebs- und Servicenetz.

Laut TVS-CEO Sudarshan Venu sollen die sechs neuen Modelle ab Sommer 2026 in Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und Indien erhältlich sein.  Das Unternehmen will so den internationalen Umsatzanteil von aktuell etwa 30 Prozent auf mindestens 40 Prozent bis 2030 steigern.

 

Die neue V4-Superbike-Generation: Premiere auf der EICMA 2025 erwartet

Als erstes neues Modell wird die nächste Generation des V4-Superbikes erwartet.  Dieses Modell soll sich deutlich vom bisherigen Heritage-Design abheben und eine konsequent moderne Linie verfolgen.  Aktuelle Erlkönig-Bilder zeigen eine sportliche Front mit schmalen LED-Doppelscheinwerfern, die optisch an Wettbewerber wie die Ducati Panigale V4 oder die BMW S1000RR erinnern.  Flügel-Elemente zur Verbesserung des Abtriebs bei hohen Geschwindigkeiten gelten als wahrscheinlich.

Im Cockpit sind Anzeichen für ein semiaktives Fahrwerk erkennbar, während die Integration der Stummellenker in die obere Gabelbrücke auf eine fahraktive, aber dennoch komfortable Sitzposition schließen lässt.  Die neuen Modelle setzen offenbar auf moderne Komponenten wie Brembo Hypure-Bremssättel und OZ Racing-Schmiederäder, wobei letztere möglicherweise nur an Prototypen zu sehen sind.

Der neue Motor bildet das tragende Element im neu konstruierten Rahmen.  Auffällig ist die neue Abgasanlage mit mehreren Katalysatoren, die unter dem Motor verläuft und den aktuellen Emissionsvorgaben entspricht.  Der charakteristische Einarmschwingen-Hinterbau wurde verstärkt, um den gestiegenen Leistungsanforderungen gerecht zu werden.

 

Das bestehende Modellprogramm und die Zukunft der V4-Plattform

Die bisherigen Modelle wie die Commando 961, V4SV und V4CR werden weiterhin angeboten, sind jedoch in ihrer Verfügbarkeit auf Großbritannien beschränkt und werden nach wie vor nach MSVA-Regeln produziert.  Die V4-Plattform bleibt laut Mance im Programm und soll als „Halo-Produkt“ der Marke weiterentwickelt werden, wobei das Design und die Technik künftig noch stärker auf Innovation und Leistung ausgerichtet werden.

 

Fazit: Norton setzt auf globale Expansion und moderne Technik

Mit der Einführung von sechs neuen Modellen auf Basis von drei neuen Motorplattformen leitet Norton eine neue Ära ein.  Der Abschied vom Retro-Design, der Fokus auf international wettbewerbsfähige Technik sowie die Ausweitung des Vertriebs auf zahlreiche neue Märkte markieren einen grundlegenden Strategiewechsel.  Die ersten Ergebnisse dieses Transformationsprozesses werden spätestens Ende 2025 auf der EICMA in Mailand zu sehen sein.

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Redakteur bei Motorrad Nachrichten. Fokus auf Technik, Szene und Motorradpolitik – neutral, sachlich, verständlich. Verantwortlich für die Seiten www.Motorcycles.News, www.Motorrad.Training und den YouTube-Kanal "Motorrad Nachrichten", sowie deren social Media-Seiten.