Die Strecke, unter Motorradfahrern als „Unabhängigkeitsstraße“ bekannt, gilt als landschaftlich reizvoll und kurvenreich – entsprechend beliebt ist sie insbesondere an Wochenenden. Gleichzeitig ist sie immer wieder Gegenstand politischer Debatten und Anwohnerbeschwerden, nicht zuletzt wegen des „Lärmpegels“ und des zunehmenden Verkehrs.
Rückblick: Ein Fahrverbot mit Vorgeschichte
Schon 2013 versuchte die Stadt ein generelles Motorradfahrverbot auf dieser Strecke durchzusetzen, wurde jedoch vom Verwaltungsgericht Hannover zurückgepfiffen. Damals reichte die Begründung mit Lärmbelästigung nicht aus, um ein Verbot durchzusetzen. Dieses Mal stützt sich die Stadt auf neue Zahlen und ein verändertes Argumentationsmuster: die Verkehrssicherheit.
Die Grundlage dafür bilden laut Stadtverwaltung Geschwindigkeitsmessungen und Unfallstatistiken aus den Jahren 2023 und 2024. Zwischen Mai und Juni 2024 waren an mehreren Messpunkten bis zu 25 % der Motorräder mit über 80 km/h unterwegs – bei einem geltenden Tempolimit von 50 km/h. Insgesamt wurden in den beiden Jahren acht Unfälle mit Motorradbeteiligung registriert, sechs davon mit schweren Verletzungen. Alle ereigneten sich laut Angaben der Stadtverwaltung in den Nachmittags- und Abendstunden – also genau in dem Zeitraum, den das Verbot nun abdeckt.
Symbolischer Akt oder gezielte Maßnahme?
Ob das neue Fahrverbot tatsächlich zur nachhaltigen Verbesserung der Verkehrssicherheit beiträgt, bleibt abzuwarten. Kritische Stimmen – auch aus der Motorradszene – hinterfragen, ob es sich bei der Maßnahme nicht eher um symbolische Politik handelt. Schließlich ist unbestritten, dass nicht alle Motorradfahrer rasen oder für die Unfallzahlen verantwortlich sind. Auch im Stadtrat bestand Einigkeit darüber, dass es sich nicht um ein generelles Problem mit motorisierten Zweirädern handelt – vielmehr seien es „Einzelne“, die negativ auffallen.
Trotzdem betrifft das Fahrverbot nun alle – unabhängig von Fahrstil oder Fahrzeugtyp. Und obwohl die Stadt betont, dass es sich um eine verhältnismäßige Regelung handelt, ist absehbar, dass auch unauffällige und regelkonforme Motorradfahrer in den Nachmittagsstunden außen vor bleiben.
Umsetzung und mögliche Ausweitung
Die neue Regelung wird auf einem 2,7 Kilometer langen Abschnitt zwischen der Lustgartenstraße (nördliche Begrenzung) und dem Ortsteil Bernsen (südlich, Kreuzung L443) umgesetzt. Entsprechende Schilder wurden bereits installiert, zusätzliche Hinweise stehen an der B83 sowie an der L443.
Ein Fahrverbot nur für Wochenenden hielt die Stadt für nicht zielführend, da laut eigenen Aussagen auch unter der Woche kein nennenswert geringeres Verkehrsaufkommen festzustellen sei. Ebenso wurde eine saisonale Einschränkung verworfen – nicht zuletzt wegen erhöhter Gefahren im Winter.
Die Bürgermeisterin kündigte an, das Geschehen weiterhin genau zu beobachten. Sollte sich das Problem auf andere Tageszeiten oder alternative Strecken verlagern, werde man reagieren. Auch eine Ausweitung der Maßnahme sei denkbar. In der jüngsten Ratssitzung wurde dieser Punkt bereits diskutiert – einigen Ratsmitgliedern reicht die zeitliche Begrenzung zwischen 14 und 22 Uhr nicht aus.
Zwischen Recht und Realität: Was bleibt?
Dass es nach jahrelangem Hin und Her nun doch zu einem Fahrverbot gekommen ist, zeigt, wie groß der politische Druck und das Bedürfnis nach einer greifbaren Lösung waren. Gleichzeitig bleibt die Frage offen, ob pauschale Fahrverbote tatsächlich der richtige Weg sind – oder ob gezielte Kontrollen nicht effizienter und gerechter wären.
Solange keine differenzierteren Lösungen zur Verfügung stehen, trifft das Verbot nun auch die vielen Motorradfahrer, die sich regelkonform verhalten – ein Punkt, der innerhalb der Szene für Unverständnis sorgt.