Testphase bestätigt Effektivität der Sperrung
In den letzten beiden Jahren war die Bergstrecke der B11 zwischen Kochel am See und Urfeld täglich von 15 bis 22 Uhr für bergauf fahrende Motorräder gesperrt. Ziel war es, die Anzahl der Unfälle auf der beliebten Strecke zu reduzieren. Die Auswertung zeigt eine deutliche Verbesserung: Die Unfallzahlen sind insgesamt um etwa 40 % gesunken, während Motorradunfälle nahezu halbiert wurden. Konkret ereigneten sich vor der Testphase durchschnittlich 28,4 Unfälle pro Jahr, wovon 20,8 durch Motorradfahrer verursacht wurden. In den Jahren 2023 und 2024 sank diese Zahl auf durchschnittlich 17 Unfälle, davon 11,5 mit Motorradbeteiligung.
Simon Neubert vom Staatlichen Bauamt Weilheim bewertete die Entwicklung positiv: „Für uns ist das eine sehr erfreuliche Entwicklung.“ Auch Karsten Ludwig, Leiter der Verkehrsbehörde am Landratsamt, betonte die Bedeutung der Maßnahme und kündigte an, dass die tageszeitliche Sperrung in den Sommermonaten bestehen bleibt.
Weniger High-Risk-Fahrer und Verstöße
Die Anzahl der sogenannten High-Risk-Fahrer, die den Kesselberg regelmäßig für riskante Fahrten nutzten, ist stark zurückgegangen. Vor der Sperrung waren an schönen Tagen bis zu 150 Fahrer unterwegs, die die Strecke häufig befahren haben.
Die neue Sperrung wurde von Polizeikontrollen begleitet, die nur wenige Verstöße gegen das Fahrverbot aufdeckten. Die festgestellten Verstöße betrafen überwiegend Tourenfahrer.
Auch illegale Straßenrennen waren selten: Im letzten Jahr wurden nur zwei entsprechende Ermittlungsverfahren eingeleitet. „Das ist ebenfalls eine erfreuliche Entwicklung“, erklärte Steffen Wiedemann, Leiter der Polizeistation in Kochel.
Veränderungen im Unfallgeschehen
Ein auffälliger Trend betrifft das Alter der Unfallverursacher: Sechs der elf Fahrer, die 2024 Unfälle verursacht haben, waren jünger als 21 Jahre. „Der älteste war 33 – und das mit Abstand“, so Wiedemann. Die Ursache für viele Unfälle liegt daher in mangelnder Erfahrung.
Auch die Unfallorte haben sich verändert. Während früher die engen Kurven im mittleren Streckenabschnitt besonders betroffen waren, ereignen sich die meisten Unfälle nun in den ersten fünf Kurven der Strecke. Wiedemann führt dies auf die Verlagerung des Fahrverhaltens durch die Sperrung zurück.
Begleitmaßnahmen und weitere Entwicklungen
Das Fahrverbot ist nur ein Teil eines umfassenden Sicherheitskonzepts für den Kesselberg. Bereits seit 1989 gilt auf der Strecke ein Überholverbot sowie eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 60 km/h. Zusätzlich wurden Leitplanken mit Unterfahrschutz ausgestattet, um die Sicherheit zu erhöhen. Weitere Maßnahmen wie Leitschwellen in engen Kurven und verstärkte Polizeipräsenz haben ebenfalls zu einer Verbesserung der Situation beigetragen.
Die Rüttelstreifen, die 2014 aufgebracht wurden, haben sich hingegen nicht bewährt und wurden wieder entfernt.
Verlagerung von Fahrern auf andere Strecken
Einige Fahrer scheinen aufgrund der Sperrung auf andere Strecken ausgewichen zu sein. Während es am Sylvenstein eher um Treffen und das Präsentieren der Motorräder geht, hat sich die Situation am Sudelfeld (Landkreis Miesbach) deutlich verschärft. Laut Polizei haben sich dort die Motorradunfälle verdoppelt. Maßnahmen wie Geschwindigkeitsbegrenzungen und ein Überholverbot sollen die Sicherheit an diesen Strecken verbessern. Also genau die Maßnahmen, mit denen man auch am Kesselberg begonnen hat. Hat sich die Problematik also nur verlagert und droht hier dasselbe Schicksal wie am Kesselberg? Was hätte die Sperrung dann gebracht, außer einer Verschiebung der Problematik?
Fazit: Fahrverbot bleibt bestehen
Die Ergebnisse der Testphase zeigen, dass das Fahrverbot am Kesselberg einen signifikanten Einfluss auf die Unfallzahlen hat. Die Maßnahmen bleiben daher auch in Zukunft bestehen. Die Polizei und das Landratsamt werden weiterhin eng zusammenarbeiten, um die Sicherheit auf der Strecke zu gewährleisten.