Yamaha YZF R7 17

Umfassender Umbruch für die Moto3-Klasse ab 2028

Die Moto3-Weltmeisterschaft steht vor einer grundlegenden Neuausrichtung.  Ab der Saison 2028 soll Yamaha zum alleinigen Ausrüster werden – sowohl für den Motor als auch für das Chassis der Motorräder.  Damit verabschiedet sich die Nachwuchsklasse vom bisherigen Wettbewerb zwischen mehreren Herstellern und orientiert sich an einem Einheitskonzept.  Ziel dieser Entscheidung ist es, die stetig steigenden Kosten für Teams und Fahrer in der Moto3 nachhaltig zu senken.

Hintergrund: Kosten und Wettbewerb

Bislang konnten Moto3-Teams zwischen Einzylindermotoren von KTM oder Honda mit 250 Kubikzentimeter wählen.  Sechs Motoren pro Fahrer und Saison waren im Leasing enthalten, das mit einer Kostenobergrenze von 60.000 Euro (etwa 63.500 US-Dollar) festgelegt war.  Hinzu kamen Materialkosten für das Chassis, das mit 85.000 Euro (rund 90.000 US-Dollar) beziffert wurde.  Rolling-Chassis kosteten laut aktuellen Angaben inzwischen bis zu 100.000 Euro (circa 105.500 US-Dollar), die jährlichen Gesamtaufwendungen für ein Team beliefen sich inklusive Ersatzteilen und Motorbeteiligung auf bis zu 1,5 Millionen Euro (etwa 1,58 Millionen US-Dollar).

Da sich an den Kosten für Personal und Logistik wenig sparen lässt, liegt der Fokus der Reform eindeutig auf den Materialkosten.  Eine Vereinheitlichung der technischen Basis durch einen einzigen Hersteller soll den Entwicklungsaufwand und damit auch die Ausgaben für alle Beteiligten deutlich reduzieren.

 

Yamaha setzt sich gegen Konkurrenz durch

An der Ausschreibung für die neuen Moto3-Motorräder beteiligten sich neben Yamaha auch KTM, Honda und der chinesische Hersteller CFMoto.  Die Anforderungen umfassten ein Prototypenchassis und einen Zweizylinder-Viertaktmotor mit 500 bis maximal 700 Kubikzentimeter.  Wichtig war zudem, dass der Motor auf einem Serienaggregat basiert, um die Entwicklungskosten niedrig zu halten.  Für das Rolling-Chassis wurde eine Preisobergrenze von unter 50.000 Euro (etwa 52.700 US-Dollar) festgesetzt – also weniger als die Hälfte der heutigen Kosten.

Obwohl das offizielle Abkommen zwischen Yamaha und Dorna Sports noch aussteht, gilt die Entscheidung in Fachkreisen als beschlossene Sache.  Yamaha wird dabei nicht nur den Motor, sondern das komplette Motorrad liefern.  Grundlage ist der bewährte CP2-Reihenzweizylindermotor mit 689 Kubikzentimeter aus der Yamaha R7.  Dieses Triebwerk ist bereits in der Frauen-Weltmeisterschaft sowie ab 2026 in der neuen Sportbike-WM im Einsatz.

 

Technische Eckdaten: R7-Motor als Herzstück

Der von Yamaha eingesetzte Motor ist ein flüssigkeitsgekühlter Zweizylinder-Viertaktmotor mit vier Ventilen pro Zylinder und zwei obenliegenden Nockenwellen.  Für die Moto3 wird dieser Motor an die speziellen Anforderungen der Serie angepasst.  Yamaha strebt für das zukünftige Rennmotorrad ein Verhältnis aus Gewicht und Leistung an, das dem aktuellen Stand deutlich überlegen sein soll.  Als Zielwert stehen rund 90 PS (66 kW) im Raum, die genaue Maximaldrehzahl ist derzeit noch nicht bekannt.  Die Gewichtsobergrenze für das Motorrad wurde ebenfalls festgelegt, jedoch ohne genaue Angabe in den aktuellen Referenztexten.  Ein Umstieg auf ein seriennahes Modell soll die Wartung vereinfachen und die Verfügbarkeit von Ersatzteilen verbessern.

 

Auswirkungen auf Nachwuchsserien und MotoGP

Die technische Reform betrifft zunächst ausschließlich die Moto3-Weltmeisterschaft sowie die zugehörige JuniorGP.  In anderen Nachwuchsserien wie dem Red Bull Rookies Cup, Asia Talent Cup, European Talent Cup oder Northern Talent Cup kommen weiterhin die bewährten Moto3-Bikes mit 250-ccm-Einzylindermotoren zum Einsatz.  Denkbar ist, dass die neuen Yamaha-Moto3-Maschinen perspektivisch auch in nationale Meisterschaften übernommen werden.

Im Vergleich dazu bleibt die Moto2-Klasse bis mindestens 2029 weiterhin bei den Triumph-Dreizylindermotoren mit 765 Kubikzentimeter.  In der Moto2 besteht zudem weiterhin Wettbewerb zwischen unterschiedlichen Chassisherstellern.  Die MotoGP selbst erfährt ab 2027 eine deutliche technische Änderung: Der Hubraum wird von 1.000 auf 850 Kubikzentimeter reduziert, dazu entfallen aerodynamische Hilfsmittel und das Ride-Height-System.

 

Internationale Strategie und Hintergründe

Die Entscheidung für Yamaha als Einheitsausrüster könnte nicht nur finanzielle, sondern auch sportpolitische Hintergründe haben.  So wird vermutet, dass die neue Ausrichtung auch darauf abzielt, die Serie für internationale Nachwuchstalente – insbesondere aus Nordamerika – attraktiver zu machen.  Dort sind stärkere, zweizylindrige Motorräder mit mehr Hubraum in nationalen Meisterschaften wie der MotoAmerica Junior Cup oder der Twins Cup bereits weit verbreitet.

Redakteur bei Motorrad Nachrichten. Fokus auf Technik, Szene und Motorradpolitik – neutral, sachlich, verständlich. Verantwortlich für die Seiten www.Motorcycles.News, www.Motorrad.Training und den YouTube-Kanal "Motorrad Nachrichten", sowie deren social Media-Seiten.