MV Agusta Superveloce 1000 Serie Oro 4

MV Agusta nach der Trennung von KTM: Neustart mit Fokus auf Eigenständigkeit und Innovation

Nach einer kurzen, aber intensiven Partnerschaft mit KTM steht MV Agusta erneut auf eigenen Beinen.  Die traditionsreiche italienische Motorradmarke, bekannt für exklusive Supersportler und unverwechselbares Design, wurde nach der Mehrheitsübernahme durch die österreichische Pierer Mobility AG im Jahr 2024 nun wieder vollständig in die Hände der Sardarov-Familie überführt.  Im Zuge der wirtschaftlichen Turbulenzen rund um KTM – inklusive eines drohenden Konkurses, der durch die indische Bajaj-Gruppe abgewendet wurde – zieht MV Agusta nun die Konsequenzen und setzt auf einen selbstbestimmten Neustart.

Schrittweise Loslösung von KTM

Laut Unternehmenschef Luca Martin ist der Trennungsprozess zwar noch nicht vollständig abgeschlossen, verläuft jedoch planmäßig und ohne größere Friktionen.  Bis Ende 2025 sollen sämtliche Abhängigkeiten von KTM – insbesondere in den Bereichen IT, Logistik und Infrastruktur – beendet sein.  Bis dahin bleiben einige interne Abläufe, etwa die Ersatzteillogistik, noch über KTM organisiert.  Parallel dazu arbeitet MV Agusta bereits an einer neuen Partnerschaft mit einem global agierenden Logistikunternehmen, das die vollständige Unabhängigkeit im Teilevertrieb sicherstellen soll.

Die Händlerstruktur bleibt davon unberührt.  MV Agusta hat die Vertriebsnetze nie vollständig mit KTM zusammengelegt, sondern stets auf eigenständige Vertragspartner gesetzt.  Diese sollen nun weiter ausgebaut werden.  Martin kündigte an, neue Händler in wichtigen Märkten eröffnen zu wollen.  Zusätzlich entstehen eigene regionale Büros in Europa, Nordamerika, Ozeanien und Asien, die künftig für eine direktere Marktbetreuung sorgen sollen.

 

Reorganisation und Produktionsoptimierung

Ein weiterer Meilenstein in der Reorganisation betrifft das Designzentrum „Centro Stile“, das bislang in San Marino angesiedelt war.  Dieses wird bis zum 1. Juli vollständig ins Stammwerk in Schiranna verlagert.  Damit rückt die Designabteilung näher an die Produktion und Forschung und Entwicklung – ein Schritt, der Prozesse beschleunigen und die Effizienz steigern soll.

Auch in der Fertigung selbst wurde umgestellt: MV Agusta implementiert das bewährte Toyota-Produktionssystem, das auf dem Just-in-Time-Prinzip basiert.  Ziel ist es, Verschwendung zu vermeiden und stets die exakt benötigte Stückzahl an Komponenten zur richtigen Zeit bereitzuhalten – ohne übermäßige Lagerhaltung.  Ein deutliches Zeichen für die konsequente Professionalisierung der Fertigung am Standort Italien.

 

Blick nach vorn: Neue Modelle und neue Segmente

Für das Jahresende hat MV Agusta bereits eine Modellneuheit angekündigt, die im Rahmen der EICMA im November enthüllt werden soll.  Das neue Motorrad basiert zu 99 % auf Neuentwicklungen, was darauf schließen lässt, dass es sich um einen kompletten Modellwechsel handelt.  Ob die neue Maschine aus der Dreizylinder- oder der Vierzylinder-Familie stammt, wurde bislang nicht konkretisiert.

Besonders spannend: MV Agusta will auf der EICMA auch den Prototypen eines völlig neuen Motors vorstellen, der laut Martin „das Konzept von Hyper-Performance neu definieren“ soll.  Das könnte ein Hinweis auf die Rückkehr in das Superbikesegment sein, das MV Agusta seit dem Produktionsstopp der F4 im Jahr 2018 – bedingt durch die Euro-5-Regelung – nicht mehr bedient hat.

Ab 2026 plant das Unternehmen die komplette Erneuerung seines Modellportfolios.  Gleichzeitig will man neue Marktsegmente erschließen.  Details hierzu sind noch nicht bekannt, doch es scheint klar, dass MV Agusta in eine Phase tiefgreifender Transformation eintritt – mit Fokus auf Eigenständigkeit, Innovation und Internationalisierung.