Aprilia: Neue Modelle für das Abenteuersegment
Aprilia erweitert das eigene Angebot weiter in Richtung kleinerer und mittlerer Adventure-Bikes. Nach der Einführung der RS 457 und Tuono 457 liegt der Fokus auf einer Tuareg 457, die bereits im Rahmen von Rallyes gesichtet wurde und mit dem bekannten Parallel-Twin ausgestattet sein dürfte. Auch über eine neue Caponord-Generation wird spekuliert, sowohl als V4-Variante für die Reiseenduro-Klasse als auch auf Basis der 660er-Plattform mit 17-Zoll-Rädern. Offiziell bestätigt sind diese Modelle allerdings noch nicht. In der Praxis bleibt abzuwarten, ob Aprilia zur EICMA tatsächlich konkrete Neuheiten vorstellt oder weiterhin auf Facelifts und Detailverbesserungen setzt.
BMW: Premiere der F 450 GS und mögliche Konzeptbikes
Im Mittelpunkt bei BMW steht die F 450 GS. Das neue A2-Modell soll mit einem 450er-Parallel-Twin, einem besonderen 125-Grad-Hubzapfenversatz und einer Leistung von rund 47 PS (35 kW) bei etwa 8.000 U/min den Einstieg in die GS-Familie neu definieren. Das Gewicht soll laut Hersteller wettbewerbsfähig sein. Neben der klassischen Speichenrad-Variante wird es voraussichtlich auch eine Version mit Gussrädern geben. Weiterhin gibt es Gerüchte um eine mögliche M 1300 GS als sportliche Topversion, auch wenn es hierzu bislang keine verlässlichen Informationen gibt. Die kürzlich patentierte R 20 Power Cruiser wird zwar als Konzept diskutiert, dürfte aber frühestens als Studie gezeigt werden.
Ducati: V2-Offensive, neue Monster und limitierte RS-Modelle
Ducati fährt den eingeschlagenen Weg konsequent fort und präsentiert die Neuheiten meist in kleinen Etappen. Das Hauptaugenmerk für 2026 liegt klar auf der neuen V2-Plattform mit 890 Kubik, die den bisherigen Testastretta ablöst. Nach Multistrada, Panigale und Streetfighter sollen nun auch Modelle wie Monster, DesertX und Hypermotard mit dem neuen Aggregat ausgerüstet werden. Erste Prototypen wurden bereits gesichtet. Besonders im Fokus stehen dabei die Monster, die leichter geworden ist und sich optisch wieder stärker am Ursprung orientiert. Im High-Performance-Bereich erscheinen die limitierten RS-Modelle von Multistrada V4 und Diavel V4. Bei der Diavel V4 RS kommt ein V4-Motor mit 168 PS (124 kW) zum Einsatz, während die Multistrada V4 RS mit 180 PS (132 kW) glänzt. Die neue Panigale V4 R leistet 218 PS (160 kW) bei 15.500 U/min, mit Racing-Kit und speziellem Öl sind sogar 239 PS (176 kW) möglich. Ducati baut sein Offroad-Engagement aus: Die neue Desmo MX450 läutet weitere Einzylinder-Enduros und Supermotos ein, die in den kommenden Jahren erwartet werden.
Harley-Davidson: Viel Spekulation, wenig Konkretes
Harley-Davidson gibt sich hinsichtlich Neuheiten für Europa weiter zurückhaltend. Die Touring-Modelle bleiben im Mittelpunkt, während von der Pan America 1250 und den Sportster-Modellen wenig Neues zu erwarten ist. Wünsche nach günstigeren Cruisern oder einer Neuauflage der luftgekühlten Sportster bleiben bislang unerfüllt. Auch die Rückkehr der angekündigten Bronx als Roadster bleibt vorerst aus. Gerüchte um eine Neuauflage der Fat Bob mit dem 117er-Motor halten sich, sind aber nicht offiziell bestätigt.
Honda: Elektrisch in die Zukunft und neue Klassiker
Honda sorgt mit dem ersten großen Elektromotorrad WN7 für Aufsehen. Marktstart ist für Januar 2026 geplant, der Einstiegspreis soll konkurrenzfähig sein (umgerechnet etwa 7.500 € bzw. 7.950 $). Daneben stehen die neuen 500er-Vierzylinder CB 500 Super Four und CBR 500 R Four mit etwa 80 PS (59 kW) zur Diskussion, zunächst jedoch nur für den asiatischen Markt bestätigt. Auf der EICMA wird die CB 1000 F und CB 1000 F SE als Retro-Variante auf Hornet-Basis erwartet. Die neue V3-Motorentechnologie mit E-Turbolader wurde als Konzept vorgestellt, ein konkretes Serienmodell steht aber noch aus. Im Bereich der Mittelklasse ist die CT 125 Hunter weiterhin ein Kandidat für den europäischen Markt.
Kawasaki: Modellpflege und Comebacks
Kawasaki präsentiert mit der neuen Z 1100 das Spitzenmodell für 2026. Die KLE 500 kehrt als Reiseenduro zurück und soll in der 48-PS-Klasse (35 kW) für das A2-Segment positioniert werden, angetrieben vom bekannten 451er-Twin. Das Gewicht und der Preis sind bislang nicht offiziell bekannt, dürften aber entscheidend für die Marktakzeptanz sein. Die Z900 RS wird als Retro-Modell voraussichtlich ein Elektronik-Update erhalten, während die Versys-Modellreihe und der 650er-Twin gegenüber den neuen 800ern von Honda und Suzuki technisch hinterherhinken. Im Bereich Antriebstechnologie setzt Kawasaki weiter auf Hybrid- und Wasserstoffkonzepte, wobei konkrete Serienumsetzungen noch offen sind.
Royal Enfield: Elektrifizierung und mehr Hubraum
Royal Enfield bleibt für Überraschungen gut. In Indien wird bereits eine Enduro mit Elektromotor getestet, deren Technik vom Stark Varg stammt. Die Weiterentwicklung des 650er-Twins auf einen größeren Hubraum für mehr Leistung steht im Raum, ebenso wie die Einführung einer neuen Himalayan mit Parallel-Twin. Die neuen Modelle dürften das bisherige Portfolio stärken, Details zu Preis und Leistung werden zur EICMA erwartet.
Suzuki: Preisdiskussionen und neue Chancen
Suzuki steht weiterhin zwischen starker Mittelklasse und Preiskritik. Mit GSX-8S und V-Strom 800 DE setzt Suzuki technisch Maßstäbe, verlangt aber inzwischen hohe Preise. Das Euro-5+-Comeback der GSX-R 1000 R belebt das Sportsegment, der Motor könnte auch für neue Generationen der GSX-S-Modelle genutzt werden. Bei den neuen DR-Z4 S und SM bleibt die Frage offen, wie sich ein 48-PS-Modell für rund 9.700 € (ca. 10.290 $) im Wettbewerb behaupten will. Im 400er-Segment bleibt ein attraktives Naked Bike weiterhin ein Wunschmodell, das an den Erfolg von KTM, Kawasaki und Triumph anknüpfen könnte.
Yamaha: Elektronik-Updates und bewährte Motoren
Yamaha setzt den Trend zu elektronischen Fahrerassistenzsystemen fort. Die Tenere 700 World Raid erhält erstmals eine IMU für schräglagenabhängige Systeme, Tempomat und weitere Komfortfeatures. Der CP2-Motor mit 689 Kubik und 73 PS (54 kW) bleibt technisch unverändert, während die Konkurrenz inzwischen stärkere Twins anbietet. Mit der neuen Tracer 7 GT kommt das Y-AMT-Getriebe zum Einsatz, zudem wurden Ausstattung und Ergonomie weiter verbessert. Im Fokus stehen nach wie vor die 125er-Modelle sowie die sportlichen Roller, die mit innovativen CVT-Getrieben neue Maßstäbe in Sachen Effizienz setzen sollen.
Triumph: Modelloffensive mit 29 Neuheiten
Triumph kündigt für das Modelljahr 2026 weltweit 29 neue beziehungsweise überarbeitete Modelle an, wovon etwa 18 nach Europa kommen. Die Bonnevilles erhalten umfangreiche Elektronik- und Fahrwerksupdates, darunter IMU-basierte Systeme, neue Scheinwerfer und bessere Bremsen. Die Scrambler 900 wird technisch umfassend modernisiert, während Bobber und Speedmaster von größeren Tanks profitieren. Ein starker Fokus liegt weiterhin auf klassischen Designs und moderner Technik.
Weitere Marken und Trends
Marken wie BSA und CF Moto setzen auf neue Retros, Sportler und Adventure-Bikes. BSA bereitet ein noch geheimes Modell vor, während CF Moto einen 1.000er-Dreizylinder für das Adventure-Segment und eine neue NKGP-Naked-Bike-Baureihe angekündigt hat. MV Agusta zeigt mit der neuen Brutale und einem angepassten Dreizylinder-Motor einen sportlichen Ansatz für die Straße. Bei KTM bleibt es ruhig: Aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten wird die Messe in diesem Jahr ausgelassen, Neuheiten werden auf spätere Termine verschoben.
Fazit: Weniger Quantität, mehr Qualität
Nach einem Rekordjahr an Neuheiten ist 2026 offenbar von Konsolidierung und technischen Upgrades geprägt. Elektronische Assistenzsysteme und alternative Antriebskonzepte prägen das Bild, während die Hersteller ihre Modellpaletten gezielt erweitern oder optimieren. Die EICMA bleibt das wichtigste Schaufenster der Branche – auch wenn nicht jede Weltpremiere dort gezeigt wird.











