KTM Company Mattighofen Austria Kopie

Hoffnung für KTM: Bajaj übernimmt Schlüsselrolle bei der Rettung des Motorradherstellers

Die Zukunft des österreichischen Motorradherstellers KTM scheint vorerst gesichert – dank eines massiven finanziellen Engagements des indischen Miteigentümers Bajaj.  Nur wenige Tage vor Ablauf der gesetzlich fixierten Frist zur Gläubigerbefriedigung ist Bewegung in das Sanierungsverfahren gekommen.  Die Inder haben sich über drei internationale Banken ein Darlehen in Höhe von 566 Millionen Euro (ca. 614 Millionen US-Dollar) gesichert – ein Betrag, der ausreichen dürfte, um den im Sanierungsplan geforderten Gläubigeranteil nahezu vollständig zu bedienen.

Der 23. Mai als entscheidende Deadline

Nach der Insolvenzmeldung im November 2024 war die KTM AG in ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung eingetreten.  Im Rahmen dieses Verfahrens meldeten rund 1.200 Gläubiger Forderungen in Höhe von ca. 2,2 Milliarden Euro (etwa 2,39 Milliarden US-Dollar) an.  Am 25. Februar 2025 stimmten diese dem Sanierungsplan zu, der eine Barquote von 30 Prozent – rund 600 Millionen Euro (ca. 652 Millionen US-Dollar) – vorsieht.  Diese Summe muss spätestens am 23. Mai 2025, 24 Uhr, auf einem Treuhandkonto des Sanierungsverwalters Peter Vogl eingelangt sein.  Verstreicht die Frist, droht automatisch das Konkursverfahren – eine gesetzlich nicht verlängerbare Deadline.

 

Bajaj wird zum Hauptakteur

Schon in den Monaten nach der Insolvenz hatte Bajaj rund 200 Millionen Euro (ca. 217 Millionen US-Dollar) in die Fortführung des Unternehmens investiert.  Diese Gelder sicherten unter anderem die zeitweise Wiederaufnahme der Produktion in Mattighofen, die zwischen Dezember 2024 und März 2025 ausgesetzt war.  Aufgrund stockender Lieferketten steht das Werk aktuell jedoch erneut still.

Nun wurde bekannt, dass sich die Bajaj Auto International Holdings BV bei drei Großbanken – JPMorgan Chase, DBS Bank und Citigroup – einen Kredit über 566 Millionen Euro gesichert hat.  Dieser Betrag ist laut einer offiziellen Meldung an die indische Börsenaufsicht für Investitionen vorgesehen.  Auch wenn eine direkte Verbindung zum KTM-Sanierungsverfahren nicht explizit bestätigt wurde, lässt die zeitliche Nähe zum Zahlungstermin und die Höhe der Summe kaum Zweifel zu.

 

Zunehmender Einfluss der Inder

Die Beziehung zwischen Stefan Pierer, CEO der KTM-Mutter Pierer Mobility AG, und Rajiv Bajaj galt bisher als eng, aber diskret.  Mit der nun erreichten finanziellen Schlüsselrolle Bajajs dürfte sich das Kräfteverhältnis im Unternehmen deutlich verschieben.  Eine mögliche Folge: Der indische Partner könnte sich über ein Wandelmodell der Finanzierung größere Anteile an KTM sichern – vielleicht sogar die vollständige Übernahme vorbereiten.  Denkbar ist, dass das Darlehen bei ausbleibender Rückzahlung in Unternehmensanteile umgewandelt wird.

Zudem war bereits im juristischen Konflikt mit Ex-CEO und Aufsichtsratsmitglied Stefan Zöchling von Vorkaufsoptionen auf Pierer-Aktien die Rede – ein Hinweis darauf, dass Bajaj schon länger auf eine stärkere Position im Konzern hinarbeitet.

 

Produktionspause, Lichtshow und Zukunftspläne

Trotz der temporären Rückschläge setzte Pierer Mobility am Tag der Sanierungsplantagsatzung ein Zeichen des Aufbruchs: Noch während die Gläubiger im Gerichtssaal in Ried im Innkreis tagten, veröffentlichte das Unternehmen eine Pressemitteilung mit dem Titel „Back on Track“.  Am Abend wurde das KTM-Werk in Mattighofen mit einer Lichtshow illuminiert – ein symbolischer Neustart, der nach den darauffolgenden Produktionsunterbrechungen jedoch an Strahlkraft verlor.

Ob die aktuelle Produktionspause bis August 2025 andauert, ist offen.  Klar ist aber: Ohne die Beteiligung von Bajaj wäre eine Fortsetzung des KTM-Betriebs in der aktuellen Form kaum denkbar gewesen.  Der langjährige Produktionspartner der Österreicher fertigt seit 2011 die kleineren KTM-Modelle und entwickelt aktuell weitere Volumenmodelle.  Die bestehenden Synergien scheinen sich nun auch auf Unternehmensebene zu vertiefen.

 

Fazit: KTM vor dem Wendepunkt

Mit dem bevorstehenden Zahlungseingang könnte KTM eine entscheidende Hürde nehmen.  Sollte das Geld bis zum 23. Mai beim Sanierungsverwalter eintreffen, wäre der Fortbestand des Unternehmens vorerst gesichert – mit Bajaj als neuem Machtzentrum im Hintergrund.  Die endgültige Bestätigung der Transaktion wird in den kommenden Tagen erwartet.  Danach dürfte sich nicht nur die finanzielle Lage, sondern auch die Unternehmensstruktur von KTM grundlegend verändern.