Drei Rücktritte – drei Neuvorschläge
Als Nachfolger sollen laut Unternehmensmitteilung drei neue Persönlichkeiten in den Aufsichtsrat gewählt werden: Dinesh Thapar, derzeit Chief Financial Officer von Bajaj Auto, sowie die beiden Juristen Ernst Chalupsky und Ewald Oberhammer. Die Nominierung von Thapar unterstreicht insbesondere den wachsenden Einfluss von Bajaj Auto innerhalb des Konzerns.
Thapars bevorstehender Einzug in den Aufsichtsrat wird von Branchenbeobachtern als Zeichen dafür gewertet, dass die strategische Zusammenarbeit zwischen KTM und dem indischen Großkonzern weiter vertieft wird – auch wenn sich Rajiv Bajaj persönlich zurückzieht. Der Schritt deutet eher auf eine veränderte Rollenverteilung als auf ein Zurückweichen Bajajs hin.
Historischer Rückblick: Vom Sanierungsfall zum Marktführer
Die aktuellen Umbesetzungen sind Teil eines längerfristigen Restrukturierungsprozesses. Noch zu Beginn der 2000er-Jahre kämpfte KTM mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten: Hohe Entwicklungskosten und zunehmender Konkurrenzdruck hatten das Unternehmen stark belastet. Der entscheidende Wendepunkt kam 2007, als Bajaj Auto mit zunächst rund 14,5 Prozent beim österreichischen Motorradhersteller einstieg.
Im Laufe der Jahre baute Bajaj seine Beteiligung sukzessive aus und hält mittlerweile rund 48 Prozent der Anteile an der Pierer Mobility AG. Damit wurde nicht nur dringend benötigtes Kapital bereitgestellt, sondern auch ein effizienteres Produktionsmodell ermöglicht – inklusive Nutzung der indischen Fertigungskapazitäten. KTM entwickelte sich daraufhin zum größten Motorradhersteller Europas nach Stückzahlen – ein Erfolg, der ohne die Partnerschaft mit Bajaj kaum denkbar gewesen wäre.
Zukunftsperspektiven: Globaler Fokus und Marktverbreiterung
Mit der aktuellen Neubesetzung des Aufsichtsrats stellt Pierer Mobility die Weichen für die nächsten Wachstumsphasen. Beobachter erwarten, dass der Konzern verstärkt auf neue Märkte in Asien und Südamerika setzen wird. Der Einfluss von Bajaj – als erfahrener Player auf diesen Märkten – könnte sich hierbei als strategisch vorteilhaft erweisen.
Zugleich bleibt abzuwarten, in welche Richtung sich das Markenportfolio mit KTM, Husqvarna und GasGas entwickeln wird. Brancheninsider spekulieren über neue Modellstrategien, stärkeren Elektro-Fokus und eine mögliche breitere Aufstellung in der Einstiegsklasse.
Eines ist jedoch klar: Mit dem CFO von Bajaj Auto an Bord des Aufsichtsrats dürfte der indische Einfluss im Zentrum europäischer Motorradentwicklung künftig noch deutlicher spürbar sein.