Kraemer Motorcycles

KTM-Krise zieht Kreise: Krämer-CEO Jensen Beeler tritt zurück

Die finanziellen und strukturellen Probleme beim österreichischen Motorradhersteller KTM haben nun auch direkte Folgen für einen seiner langjährigen Partner: Jensen Beeler, bisher CEO von Krämer Motorcycles USA, hat seinen Posten mit sofortiger Wirkung niedergelegt.  Der Grund: Lieferengpässe, wirtschaftliche Unsicherheiten – und ein klarer Schnitt in der Kostenstruktur.

Vom Wachstum zur Krise: Beelers Erfolgsbilanz

Krämer Motorcycles ist spezialisiert auf rennfertige Motorräder für ambitionierte Amateure und Nachwuchsrennfahrer.  Besonders durch die Zusammenarbeit mit MotoAmerica und dessen Talent Cup konnte sich das Unternehmen eine solide Basis im US-Rennsport schaffen.  Beeler selbst war maßgeblich daran beteiligt, diese Entwicklung voranzutreiben.

In einem öffentlichen Beitrag auf dem WERA Motorcycle Roadracing Forum erklärte er:
„Heute ist offiziell mein letzter Tag als CEO von Krämer Motorcycles USA.  Ihr könnt mir weiter Fragen stellen, aber es wird weniger offiziell und vielleicht auch weniger informativ.“

Seine Bilanz ist dennoch beachtlich: In den letzten drei Jahren hat Beeler den Umsatz in den USA verdreifacht, das Händlernetz verdoppelt und neue Modelle wie die GP2-890 RR, GP2-890 XX und APX-350 MA erfolgreich auf den Markt gebracht.  Auch die erste internationale Presseveranstaltung des Unternehmens im tschechischen Brno geht auf seine Initiative zurück.

 

Der Knackpunkt: KTM als Lieferant

Doch trotz aller Erfolge hatte Krämer mit einem grundlegenden Problem zu kämpfen – der Abhängigkeit von KTM.  Die Basis der Krämer-Motorräder stammt von dem österreichischen Hersteller, bevor sie für den Renneinsatz umfassend modifiziert werden.

Seit der wiederholten Schließung des KTM-Werks in Mattighofen (Österreich) zu Beginn des Monats war jedoch klar: Die notwendigen Basisfahrzeuge zur Erreichung der Geschäftsziele werden nicht rechtzeitig geliefert.  Beeler dazu:
„Es war offensichtlich, dass wir nicht die benötigten Stückzahlen bekommen würden, um unsere Ziele zu erreichen.“

Zusätzlich belasteten wirtschaftliche Unsicherheiten, insbesondere durch drohende Importzölle, die Nachfrage.  In der Folge wurde ein neuer Geschäftsplan notwendig – inklusive Ausgabenkürzungen.  Der größte Posten dabei: das Personal.

 

Konsequenz mit Vorbildcharakter

In einem seltenen Schritt in der Unternehmenswelt erklärte Beeler schließlich:
„Als am höchsten bezahlter Mitarbeiter habe ich mich selbst entlassen.“

Gleichzeitig übergab er der Firmenleitung ein neues Geschäftsmodell für die Übergangsphase und betonte, dass die Talent Cup-Serie mit MotoAmerica weitergeführt werde.  Auch die Modellplanung laufe weiter: Erste Ausblicke auf die 2026er Modelle könnten laut Beeler noch in diesem Jahr erscheinen.

Trotz der Turbulenzen bleibt der Rücktritt ein Zeichen von Verantwortungsbewusstsein: Ein CEO, der nicht nur mit Zahlen argumentiert, sondern persönliche Konsequenzen zieht – in einer Branche, die sonst häufig andere Prioritäten setzt.

Redakteur bei Motorrad Nachrichten. Fokus auf Technik, Szene und Motorradpolitik – neutral, sachlich, verständlich.