Harvard-Forschung: Die Entstehung des „Tanglemer“
Wissenschaftler der John A. Paulson School of Engineering and Applied Sciences an der Harvard University haben nun einen neuartigen Ansatz zur Verbesserung von Naturkautschuk entwickelt. Statt die Polymerketten des Gummis wie bisher bei der Herstellung zu kürzen, bleiben sie vollständig erhalten und werden miteinander verwoben. Das Ergebnis: ein Netzwerk aus langen, elastischen Ketten – genannt „Tanglemer“ –, das mechanische Spannungen effizient verteilt und das Wachstum von Rissen hemmt.
Deutlich verbesserte Materialeigenschaften
Die Labortests sind vielversprechend: Das neuartige Gummimaterial zeigte eine viermal höhere Beständigkeit gegen langsames Risswachstum und eine zehnfache Steigerung der Gesamtfestigkeit im Vergleich zu konventionellem Naturkautschuk. Besonders interessant ist dies für Teile, die unter ständiger Beanspruchung stehen und hohen mechanischen Belastungen ausgesetzt sind.
Anwendungen im Motorradbereich
Im Bereich der Motorräder eröffnen sich mit dem neuen Material zahlreiche Möglichkeiten. Aktuell eignet sich das Herstellungsverfahren vor allem für dünnwandige Bauteile. Dadurch könnten beispielsweise Schläuche für Geländemotorräder, Felgenbänder oder spezielle Einlagen langlebiger und robuster gefertigt werden. Ein weiterer Anwendungsbereich sind Dichtungen an Fahrwerkskomponenten wie Gabeln, bei denen schon kleinste Risse oder Beschädigungen den Ausfall der Komponente bedeuten können.
Auch Griffe, Gummipads und Handschuhe könnten durch die neue Technik widerstandsfähiger werden. Das zahlt sich besonders für Vielfahrer und sportliche Motorradfahrer aus, die auf Langlebigkeit und Zuverlässigkeit angewiesen sind.
Herausforderungen und Ausblick
Noch befindet sich die Technologie in einem frühen Stadium. Die Produktion ist aktuell auf wasserbasierte Prozesse angewiesen, die für dickwandige Bauteile wie Reifen oder Motorlager nicht praktikabel sind. Für den Einsatz in dünneren Komponenten könnten jedoch bald erste Produkte auf den Markt kommen.
Langfristig birgt die Entwicklung Potenzial für den gesamten Mobilitätssektor. Sollten sich die Herstellungsverfahren skalieren lassen, könnten Motorräder, Autos und Powersport-Fahrzeuge deutlich wartungsärmer werden. Besonders im Gelände- und Rennsportbereich, wo Materialversagen gravierende Folgen haben kann, würde ein deutlich robusteres Gummi einen echten Mehrwert bedeuten.
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