Der Hintergrund: Investitionen, Schulden und Umweltauflagen
CCM Motorcycles mit Sitz in Bolton wurde 1971 gegründet und blickt auf eine bewegte Geschichte im britischen Motorradbau zurück. Die Insolvenz reiht sich jedoch in ein bekanntes Muster innerhalb der Branche ein. Nach einer größeren Kapitalspritze durch ein Beteiligungsunternehmen kämpfte CCM zunehmend mit der Schuldenlast – nicht zuletzt auch aufgrund verschärfter Emissionsvorgaben, denen das Unternehmen offenbar nicht mehr gerecht werden konnte.
Verwertung mit Perspektive: Gateway Auctions übernimmt
Anstatt einer klassischen Liquidierung, bei der möglichst schnell und vollständig alle Vermögenswerte verkauft werden, setzt Gateway Auctions auf ein schrittweises Vorgehen. Dieses soll nicht nur die Rückzahlung offener Verbindlichkeiten sichern, sondern der Marke CCM auch eine kleine Chance auf Fortbestehen eröffnen.
Laut David Sunderland, Direktor von Gateway Auctions, sei der Plan, zunächst die vorhandenen neuen und gebrauchten Motorräder zu veräußern. Darunter befinden sich auch einige Heritage-Modelle. Zusätzlich werden Ersatzteile, Rohmaterialien sowie Fanartikel und Merchandising-Produkte angeboten.
Motorräder aus vorhandenen Teilen: Ex-Mitarbeiter sollen mithelfen
Ein interessanter Aspekt des Plans: Gateway Auctions möchte mit ehemaligen Schlüsselmitarbeitern zusammenarbeiten, um aus den umfangreichen Lagerbeständen an Bauteilen und Materialien komplette Motorräder zu fertigen. Diese sollen anschließend ebenfalls verkauft werden. Diese Strategie nimmt zwar mehr Zeit in Anspruch, könnte aber zugleich die verbleibende Existenz der Marke verlängern – und damit auch die Chance, einen neuen Investor oder Käufer zu finden.
Sunderland selbst zeigt sich überrascht über die Entwicklung: „Ich war schockiert zu hören, dass ein so angesehener britischer Motorradhersteller in die Insolvenz geraten ist.“ Zugleich betont er, dass man offen sei für Gespräche mit Interessenten, die an einer Fortführung der Marke interessiert sind.
Kein zweites Buell – aber Hoffnung bleibt
Gateway Auctions stellt allerdings klar, dass es nicht die Absicht sei, CCM selbst weiterzuführen. Eine vollständige Markenrettung, wie sie beispielsweise beim US-Hersteller Buell gelang, sei aktuell nicht vorgesehen. Buell hatte nach dem Aus im Jahr 2016 durch Liquid Assets Partners einen neuen Eigentümer gefunden – der sich als leidenschaftlicher Motorradfan herausstellte und die Marke später selbst übernahm. Inzwischen arbeitet Buell wieder an neuen Modellen und ist sogar auf dem britischen Markt zurück.
Ein solches Szenario gilt bei CCM derzeit als unwahrscheinlich. Doch in der Motorradwelt sei „niemals nie“ zu sagen, so der Tenor. Die Entscheidung von Gateway Auctions für ein langsameres und strukturierteres Vorgehen könnte der entscheidende Faktor sein, der potenziellen Investoren die notwendige Zeit verschafft, um eine mögliche Übernahme in Betracht zu ziehen.

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