Nun tritt ein neuer Spieler in Erscheinung: Der chinesische Hersteller Benda arbeitet an einem eigenen Boxer-Modell – der BD250-3B.
Technische Basis: Der kleine Boxer mit großer Ambition
Anders als bei den großvolumigen BMW-Boxern setzt Benda auf eine kompakte Lösung. Der Modellname BD250-3B deutet auf einen Hubraum von 250 cm³ hin. Optisch wirkt der Motor größer, was bei Benda kein Zufall ist: Schon die Modelle NapoleonBob 250 und 500 beeindrucken mit überdimensionierten Zylinderköpfen, die Maschinen kraftvoller erscheinen lassen.
Technisch setzt Benda auf moderne Lösungen: Der Zweizylinder-Boxer verfügt über eine DOHC-Ventilsteuerung (doppelte obenliegende Nockenwellen) sowie vier Ventile pro Zylinder. Gekühlt wird die Einheit sowohl durch Luft als auch Wasser. Große Kühlrippen an den Zylindern treffen auf einen markanten Wasserkühler. Bei der Konstruktion folgt Benda dem aktuellen BMW-Vorbild: Der Motor ist umgedreht, sodass Kupplung und Getriebe platzsparend vorn und darunter angeordnet sind.
Konkrete Leistungsangaben fehlen noch. Erwartet werden aber mindestens 100 PS Literleistung, was bei 250 cm³ auf eine Leistung von etwa 25 bis über 30 PS (18,4–22,1 kW) bei relativ hohen Drehzahlen hinauslaufen dürfte.
Ungewöhnliche Fahrwerkslösungen
Auch beim Fahrwerk zeigt sich Benda innovativ: Ein massives Stahlrohrgerüst bildet den Hauptrahmen, wobei der Motor als tragendes Element integriert ist. Die Vorderradführung wirkt auf den ersten Blick wie eine klassische Girder-Gabel, verbirgt jedoch eine normale Teleskopgabel unter dekorativen Abdeckungen – ähnlich wie bei der NapoleonBob 500.
Am Heck sticht eine besonders aufwendige Konstruktion ins Auge: Eine Aluminium-Schwinge mit hochgelagertem Drehpunkt trägt ein untenliegendes Zentralfederbein. Der Umlenkmechanismus scheint komplex aufgebaut und könnte sogar hydraulische oder pneumatische Elemente umfassen – eine Technologie, die Benda bereits bei der Dark Flag V4 mit elektronischer Luftfederung erfolgreich einsetzte.
Antrieb: Kette statt Kardan
Überraschend: Trotz längs eingebautem Motor setzt Benda auf Kettenantrieb statt des bei Boxern üblichen Kardans. Die Kraft wird dabei über ein ausgeklügeltes Zweistufen-System übertragen: Vom Getriebe geht eine erste Kette oder ein Riemen schräg nach oben zu einem Ritzel am Schwingenlager, von dort aus treibt eine zweite Kette das Hinterrad an. Die Kraftumlenkung um 90 Grad erfolgt über ein Getriebe – möglicherweise mit hydraulischer Unterstützung, aber ohne Automatik, wie Kupplungshebel und Fußschaltung auf den Patentzeichnungen belegen.
Serienreife wahrscheinlich – Europa-Start möglich
Benda ist bekannt dafür, auch ungewöhnliche Konzepte in Serienfahrzeuge umzusetzen. Modelle wie die NapoleonBob 250 mit Girder-Optik oder die LFC 700 Pro mit Klappscheinwerfern haben es vom Patent zur Straße geschafft. Inzwischen sind Benda-Modelle wie die Chinchilla 300, Chinchilla 500 und NapoleonBob 500 auch in den USA erhältlich und kosten dort zwischen 4899 $ (ca. 4560 €) und 6399 $ (ca. 5960 €).
Eine Einführung der BD250-3B in Europa – inklusive Deutschland und Österreich – scheint daher realistisch. Der kleine Boxer könnte bereits 2026 auf den Markt kommen.
Noch spannender: Es wird bereits spekuliert, dass Benda weitere Boxer-Modelle mit größerem Hubraum plant. Vergleichbar mit der Dark Flag 950, die auf die ursprüngliche Dark Flag 500 folgte, könnte künftig eine ganze Boxer-Modellfamilie entstehen.



