KTMMessestandEICMA2019

Namenswechsel und Führungsumbau: Pierer Mobility AG wird zu Bajaj Mobility AG

Die Pierer Mobility AG, bislang Muttergesellschaft von KTM, Husqvarna und GASGAS, steht vor einem grundlegenden Wandel. Für den 19. November 2025 ist eine außerordentliche Hauptversammlung angesetzt, auf der die Umbenennung des Unternehmens in „Bajaj Mobility AG“ beschlossen werden soll. Diese Änderung tritt jedoch nur in Kraft, sofern die geplante Übernahme durch Bajaj, nach den Vorgaben der EU-Verordnung 2022/2560, nicht untersagt wird.

Im Zuge dieser Umstrukturierung sollen auch sämtliche von der Pierer-Seite benannten Aufsichtsratsmitglieder ihr Mandat niederlegen. Neue Mitglieder, darunter Pradeep Shrivastava und Wulf Gordian Hauser, werden für das verkleinerte Kontrollgremium vorgeschlagen. Die Einzelheiten zur Hauptversammlung und zur geplanten Besetzung wurden am 29. Oktober 2025 auf der Website der Gesellschaft im Bereich Investor Relations veröffentlicht.

 

Hintergrund: Finanzielle Rettung und neue Eigentümerstruktur

Die geplanten Veränderungen sind die Folge eines tiefgreifenden Umbruchs im Unternehmen. Nach einem starken Nachfragerückgang und einem deutlichen Anstieg der Lagerbestände geriet KTM im November 2024 in die Insolvenz. Als strategischer Investor stieg der indische Konzern Bajaj ein und sicherte mit einer Kapitalspritze von rund 800 Millionen Euro (etwa 857 Millionen US-Dollar) im Frühjahr 2025 das Überleben der traditionsreichen Motorradmarke.

Bereits vor der Übernahme hielt Bajaj eine bedeutende Minderheitsbeteiligung an Pierer Mobility. Mit der nun bevorstehenden Übernahme übernimmt Bajaj die Kontrolle über das Unternehmen und leitet einen tiefgreifenden Wandel der Konzernstruktur ein.

 

Auswirkungen auf Marke, Aufsichtsrat und Standort

Im Zuge des Kontrollwechsels werden nicht nur Aufsichtsratsmandate neu besetzt, sondern auch der Sitz des Unternehmens steht zur Disposition. Der bisherige Standort in der Edisonstraße in Wels, an dem eine Immobiliengesellschaft von Stefan Pierer Vertragspartner ist, soll aufgegeben werden. Zukünftig ist eine Konzentration am Stammsitz der KTM AG in Mattighofen vorgesehen.

Mit der Umbenennung in „Bajaj Mobility AG“ verschwindet zudem der Name von Stefan Pierer, der maßgeblich für den Aufstieg der Gruppe verantwortlich war, aus der Unternehmensbezeichnung. Ziel dieser Maßnahmen ist es laut Unternehmensangaben, die Strukturen effizienter und das Unternehmen für die Zukunft wettbewerbsfähiger aufzustellen. Im Vordergrund stehen dabei insbesondere Einsparungen im Bereich Marketing und Verwaltung, weniger bei der eigentlichen Produktion.

 

Absatzentwicklung und strategische Zukunftsausrichtung

Im Geschäftsjahr 2024 verzeichnete KTM einen deutlichen Absatzrückgang: Mit 292.497 verkauften Motorrädern weltweit lag das Ergebnis um 21 Prozent unter dem Vorjahr (372.511 Einheiten). Rund 110.000 Motorräder wurden in Europa verkauft, was einem Anteil von 38 Prozent am Gesamtabsatz entspricht. Weitere wichtige Märkte sind die USA und Indien. Der Umsatz belief sich 2024 auf etwa 1,879 Milliarden Euro (ca. 2,014 Milliarden US-Dollar).

Nach der erfolgreichen Sanierung scheint sich das Unternehmen auf seine treue Fangemeinde stützen zu können. So wurden im ersten Halbjahr 2025 bereits mehr als 100.000 Motorräder weltweit abgesetzt, was die Erwartungen übertroffen haben soll.

 

Bedeutung für KTM, Husqvarna und GASGAS

Der Wechsel an der Spitze der Pierer Mobility AG markiert einen tiefgreifenden Einschnitt. Die Ära Pierer gilt mit dem geplanten Namenwechsel und dem Abgang der bisherigen Aufsichtsratsmitglieder als beendet. Die traditionsreichen Marken KTM, Husqvarna und GASGAS bleiben erhalten, werden jedoch zukünftig unter dem Dach eines indischen Mutterkonzerns geführt. Während manche dies als Ende einer Ära sehen, betonen andere die logische Konsequenz und das globale Potenzial des Zusammenschlusses.

Die weiteren Auswirkungen der Übernahme, insbesondere im Hinblick auf strategische Entscheidungen und Markenführung, werden maßgeblich vom Ausgang der regulatorischen Prüfungen abhängen. Der Konzern sieht sich damit an einem Wendepunkt, dessen Entwicklung von vielen Marktbeobachtern weiterhin aufmerksam verfolgt werden dürfte.

Redakteur bei Motorrad Nachrichten. Fokus auf Technik, Szene und Motorradpolitik – neutral, sachlich, verständlich. Verantwortlich für die Seiten www.Motorcycles.News, www.Motorrad.Training und den YouTube-Kanal "Motorrad Nachrichten", sowie deren social Media-Seiten.