Die Bundesstraße 243 zwischen Nette und Söder sorgt aktuell für hitzige Diskussionen in der Motorrad-Community.  Ohne Vorankündigung wurden auf einer besonders beliebten Strecke streifenweise und später flächendeckend Rollsplitt aufgebracht – vor allem in Kurvenbereichen.  Trotz aufgestellter Tempo-30-Schilder blieb eine Erklärung seitens der Behörden zunächst aus.  Die Folge: Spekulationen, Misstrauen und Kritik.

Unerwarteter Splitt-Einsatz auf beliebter Motorradstrecke

Was auf den ersten Blick wie eine routinemäßige Straßenwartung wirkt, entpuppte sich als Reizthema: Im Bereich der Kurven zwischen Nette und Söder wurde plötzlich Rollsplitt aufgebracht – und das in teils erheblichen Mengen.  Zunächst beschränkte sich die Maßnahme auf einzelne Spuren, später wurde sie ausgeweitet.  Inzwischen ist laut vorliegenden Bildern sogar die komplette Fahrbahnbreite betroffen, einschließlich gerader Streckenabschnitte.

Auffällig war, dass der Splitt stellenweise mit einem Bindemittel fixiert wurde.  Dies erweckte beim manchen den Eindruck, dass es sich nicht um Fahrbahnreparaturen, sondern um eine gezielte Maßnahme handelt.  Besonders problematisch ist dabei die Tatsache, dass Motorradfahrer durch lose Splittflächen erheblich gefährdet werden – etwa durch verminderten Grip oder ein erhöhtes Rutschrisiko in Schräglagen.

 

Tempo 30 – aber keine Vorwarnung

Zwar wurden entsprechende Warnschilder aufgestellt, eine behördliche Ankündigung der Maßnahme blieb jedoch aus.  Genau dieser Punkt führte zu erheblichem Unmut.  Denn: Der Zustand der Strecke galt zuvor unter ortskundigen Motorradfahrern als einwandfrei.  Die Maßnahme kam daher überraschend – und in der Community kursierten bald Vermutungen über die tatsächlichen Beweggründe.

 

Misstrauen und Spekulationen aus der Szene

Die Reaktionen in sozialen Netzwerken ließen nicht lange auf sich warten.  Viele Nutzer äußerten sich irritiert und fragten sich, ob hier bewusst der Saisonstart für Motorradfahrer erschwert werden sollte.  Verstärkt wurde diese Annahme durch die geografische Nähe zu Holzminden – einer Region, in der bereits über motorradspezifische Streckensperrungen diskutiert wurde.  Dass dieses Vorhaben dort weitgehend scheiterte, nährte bei vielen den Verdacht, die Maßnahme auf der B243 könne als indirekte Form der Einschränkung verstanden werden.

Einige Stimmen gingen sogar noch weiter und zogen Parallelen zu einem möglichen „gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr“ gemäß § 315b StGB.  Zwar ist die Maßnahme offiziell angeordnet und damit juristisch gedeckt – dennoch blieb die Frage offen, ob sie in diesem Umfang verhältnismäßig sei, da es auch keine offiziellen Infos dazu gab.

 

Offizielle Begründung: Griffigkeit und Rissversiegelung

Nach meiner Presseanfrage äußerte sich die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr.  Demnach diene die Maßnahme der Erhöhung der Verkehrssicherheit.  Durch das Aufbringen des Splitts sollen feine Netzrisse und sogenannte Kornausbrüche versiegelt sowie die Griffigkeit der Fahrbahn verbessert werden.  Solche Schäden seien für ungeübte Augen schwer zu erkennen, könnten jedoch langfristig zu Problemen führen.

Interessant ist in diesem Zusammenhang der Unterschied zwischen der offiziellen Erklärung und einem zeitgleich erschienenen Artikel.  Dort war zusätzlich von Spurrillen die Rede – ein Aspekt, der in der behördlichen Stellungnahme nicht erwähnt wurde.  Für viele Biker ist das ein weiterer Grund, an der Darstellung der Behörde zu zweifeln.  Ortskundige Motorradfahrer berichten übereinstimmend, dass der Belag vor der Maßnahme in sehr gutem Zustand gewesen sei.

 

Sicherheit oder Risiko?

Rollsplitt kann zweifelsohne sinnvoll eingesetzt werden – vor allem zur temporären Verbesserung der Oberflächenstruktur und Griffigkeit.  Doch während der Umsetzung birgt der Split eine große Gefahr, vor allem für Motorradfahrer.  Kurven, in denen plötzlich die Haftung nachlässt, bedeuten ein erhebliches Risiko.

Laut Behördenangaben soll der lose Splitt nach etwa zwei Wochen durch den Verkehr eingebunden oder entfernt werden.  Ob dies allein durch den Fahrzeugfluss erfolgt oder Kehrmaschinen eingesetzt werden, blieb zunächst unklar.  Angesichts der Menge erscheint eine maschinelle Reinigung jedoch wahrscheinlich.

 

Mangelnde Kommunikation als Hauptkritikpunkt

Rechtlich sind Straßenbaumaßnahmen wie diese nicht ankündigungspflichtig.  Doch in der Wahrnehmung vieler Betroffener wiegt die fehlende Kommunikation schwer.  Eine frühzeitige Information über Umfang, Zeitpunkt und Zweck der Maßnahme hätte vieles entschärfen können.  Stattdessen entstand durch die Intransparenz ein Klima des Misstrauens.

Gerade in einer Zeit, in der über immer neue Einschränkungen für Motorradfahrer diskutiert wird, führt mangelnde Transparenz schnell zur Eskalation – zumindest in der öffentlichen Debatte.  Die Maßnahme auf der B243 wird dadurch zur Projektionsfläche für eine grundsätzliche Problematik: dem Gefühl vieler Biker, immer stärker ins Visier von Politik und Verwaltung zu geraten.

 

Zwischen berechtigter Maßnahme und Vertrauensverlust

Ob der Einsatz des Rollsplitts technisch notwendig war oder nicht, lässt sich aus externer Sicht kaum abschließend bewerten.  Klar ist jedoch: Der Zeitpunkt zu Beginn der Motorradsaison, die auffällige Durchführung und das kommunikative Vakuum haben eine ohnehin gereizte Debatte weiter befeuert.

Die Mehrheit der Motorradfahrer – laut Angaben verschiedener Verbände rund 95 % – hält sich an Regeln, fährt legal zugelassene Maschinen und verhält sich rücksichtsvoll.  Dennoch sehen sich viele regelmäßig mit Maßnahmen konfrontiert, die sie als unverhältnismäßig empfinden.  Streckensperrungen, Geschwindigkeitsbeschränkungen und nun auch fragwürdige Straßenbaumaßnahmen wie auf der B243 verstärken das Gefühl, systematisch benachteiligt zu werden.

 

Fazit

Der Fall auf der B243 zeigt exemplarisch, wie schnell aus einer vermeintlich technischen Maßnahme eine politische Diskussion werden kann – insbesondere, wenn Transparenz und Kommunikation fehlen.  Ob die Maßnahme gerechtfertigt war oder nicht, ist letztlich zweitrangig. Entscheidend ist das verlorene Vertrauen.  Und das zurückzugewinnen, wird deutlich schwieriger sein als das Entfernen von Rollsplitt.

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