Die Touristenfahrt auf dem Hockenheimring am 05.07.2015 wurde wegen einem schweren Motorradunfall für längere Zeit unterbrochen. Drei Schwerverletzte, zwei mal Rettungshubschrauber und zwei brennende Motorräder…
Trotz absoluter Gluthitze von ca. 35 Grad im Schatten fanden sich einige Motorradfahrer in Hockenheim ein. Bei diesen Temperaturen im Lederkombi auf der laufenden Maschine minutenlang auf den Start zu warten ist echte Folter. Ob dies ein Grund ist warum es zu dem schweren Unfall kam kann man aber noch nicht sagen.
Ich gebe denen keine zwei Runden dann liegt der Erste…
… diese Worte hörte ich im Hintergrund als ich mich bereit machte den Start zu filmen… Leider hatte die Person recht. Die schlechte Prophezeiung wurde sogar noch übertroffen.
Bereit den Start zu filmen musste ich noch einige Minuten warten bis es wirklich so weit war. Wie lang die Motorradfahrer schon in ihren Kombis schmorten weiß ich nicht. Im nachhinein hörte man mehrere Stimmen, dass es schon einige Zeit gewesen sein musste.
Der Start erfolgte und es war unglaublich, wie viele Biker doch in den Genuss der Rennstrecke kommen wollten. Es waren fast ausschließlich Supersportler und Sporttourer im Starterfeld. So um die 140 Biker quetschten sich nacheinander durch die Boxenausfahrt.
Schleifendes Geräusch und rote Flagge (?!)
Unterwegs hörte ich schon in der Ferne ein komisches schleifendes Geräusch. Ich dachte mir aber auch nichts dabei und war mir auch nicht sicher. In der Sachskurve angekommen schwenkte man schon die rote Flagge. Rennabbruch. Das sieht nicht gut aus…
Rettungshubschrauber und das Räumen der Aussichtsplattform mit Blick auf den Motorradunfall
Die Strecke war leer und keiner wusste was passiert war oder wann es weiter geht. Die Motorradfahrer, die wieder in der Boxengasse waren, verließen diese wieder und fuhren ins Fahrerlager. Keiner wusste warum und Durchsagen wurden nicht gemacht. – Es sollte wohl mit den Autos weiter gemacht werden, und das obwohl die Motorradfahrer gerade mal in der zweiten Runde waren.
Ich möchte hier klarstellen dass ich nicht spektakuläre Bilder von Verletzten einfangen wollte um die Sensationsgier von vielen zu befriedigen und daraus Profit schlagen zu wollen. Hätte ich solches Material eingefangen hätte ich es nicht veröffentlicht! Ich denke das hat etwas mit Respekt den Unfallbeteiligten gegenüber zu tun.
Auf dem Weg in Richtung Boxenausfahrt sah ich wie extrem viele Zuschauer die Plattform über den Boxen verließen. Sie wurden gebeten den Aussichtspunkt zu räumen. Die Boxengasse stand voll mit Rettungswagen, Notarztwagen und dem Rettungshubschrauber. Gar nicht gut…
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Gerüchte, Gerüchte und noch mehr Gerüchte
Keiner wusste wirklich was. Der Ein oder Andere verfluchte den Veranstalter weil zu viele Gleichzeitig auf der Strecke waren. Viele packten ihre Sachen und verließen das Gelände.
Polizei und schwarze Kombis sorgten für die schlimmsten Befürchtungen
Da zwischen 12 und 13 Uhr keine Fahrten geplant waren und es kurz vor 12 Uhr war, machte ich mich wieder auf den Weg zur Sachskurve – in der Hoffnung dass es ab 13 Uhr weiter geht. “Es wird schon nicht so schlimm gewesen sein” hoffte ich.
Polizei fuhr über die Strecke zum Unfallort. Sogar mit Blaulicht obwohl das hier wohl nicht nötig gewesen wäre. Wieder kein gutes Zeichen…
Wenn die Polizei Beweise sichert dauert`s auch…
… dachte ich mir und verließ die Sachskurve. Die Plattform über den Boxen war nicht mehr gesperrt bzw. wie sich herausstellte nicht mehr wirklich gut abgesichert, da mehrere die Treppe hinauf gingen.
Der Blick auf die Unfallstelle des Motorradunfalls bei der Touristenfahrt
Der Blick auf die Start- Ziel-Geraden hat mich wirklich geschockt. Entlang der kompletten Boxengasse war eine Ölspur auf der Strecke mit Sand abgedeckt. Am Ende lag eine gelbe Honda. Kurz vorher etwas anderes gelbes. Entlang der Boxenmauer stand alles voll mit Polizei und den schwarzen Kombis.
Ich wollte von der verunfallten gelben Honda bessere Bilder machen, aber es kam mir jemand entgegen der die Leute bat die Seite des Aussichtspunktes zu wechseln. Hier wurde mir klar dass die Plattform wohl doch noch nicht freigegeben war. Da ich aber schon gesehen hatte dass es nichts “Schlimmes” zu sehen gab ignorierte ich das Ganze und ging noch mal zur Unfallseite.
Keine Ahnung warum sie mir vorher noch nicht aufgefallen war, aber hier lag eine zweite völlig zerstörte Maschine. Um und auf ihr lag weißes Pulver. Sie muss gebrannt haben! Es gingen ja viele Gerüchte um, aber von einer brennenden Motorrad hatte ich nichts gehört! Schock! Das Ganze hat aber auch noch nicht die zweite Stelle erklärt auf der weißes Pulver zu finden war – da wo die Ölspur unterbrochen war.
Polizeibericht der Polizei Mannheim:
POL-MA: Hockenheim / Rhein-Neckar-Kreis: Schwerer Unfall mit drei schwer verletzten Motorradfahrern auf dem Hockenheimring
05.07.2015 – 21:45
Mannheim (ots)- Ein schwerer Unfall ereignete sich am Sonntagmittag auf der Rennstrecke Hockenheimring während einer Touristenfahrt.
Gegen 11.15 Uhr war ein 44-jähriger Hondafahrer mit seinem Motorrad auf der Start- / Zielgeraden nach links von der Rennstrecke abgekommen, wo er zunächst den dortigen Grünstreifen befuhr. Kurz vor Ende der Start- / Zielgeraden fuhr er dann mit mäßiger Geschwindigkeit auf die Rennstrecke zurück. Hierbei unterschätzte er wohl die Geschwindigkeit der von hinten herannahenden Motorräder. Der Hondafahrer stieß zunächst mit einem 31-jährigen Kawasakifahrer aus Altlußheim zusammen, welcher wiederrum in der Folge mit einem 24-jährigen Motorradfahrer aus St. Leon-Rot kollidierte. Alle drei Motorradfahrer kamen zu Sturz. Durch die stürzenden Motorräder sowie die umherfliegenden Trümmerteile kam ein 24-jähriger Apriliafahrer aus Viernheim ebenfalls zu Sturz. Drei der vier gestürzten Motorradfahrer wurden bei dem Unfall schwer verletzt und mussten in umliegende Krankenhäuser eingeliefert werden. Der vierte Beteiligte wurde nur leicht verletzt. Bei keinem der Unfallbeteiligten besteht aktuell Lebensgefahr. An den Motorrädern entstand Totalschaden. Eines davon brannte vollständig aus. Der entstandene Sachschaden wird auf etwa 50.000.- Euro geschätzt.
Der Verkehrsunfallaufnahmedienst der Polizei Mannheim hat die Ermittlungen aufgenommen.
Was wirklich passiert ist bei dem schweren Motorradunfall bei der Touristenfahrt
Ich beschreib jetzt mal den Unfall:
Der Fahrer der gelben Honda ist in der letzten Rechts vor der Start- Zielgeraden von der Strecke abgekommen. Er wollte wieder auf die Strecke zurück und fuhr in einem recht Spitzen Winkel zur asphaltierten Strecke.
Schon bevor er auf wieder drauf fuhr schaute er nach hinten um den rückwertigen Verkehr zu sehen. Wahrscheinlich bemerkte er durch das Umdrehen den spitzen Winkel gar nicht, bzw. die seltsame Linie die er eingeschlagen hatte. Man fährt immer da hin wo man hin sieht. Eine der Grundregeln beim Motorradfahren. Meine Theorie ist dass das “gut” gemeinte Umdrehen hier zum Verhängnis wurde.
Hinter dem Fahrer der gelben Honda kamen einige Fahrer. Drei fast nebeneinander kurz hintereinander versetzt. Der linke Fahrer (S1000RR?), der gute Sicht auf den Hondafahrer hatte, ging wahrscheinlich etwas auf die Bremse. Die Fahrer rechts davon zogen vorbei. -Hier kann man spekulieren. Haben sie schon vorher zum Überholen (rechts!) angesetzt oder gingen sie nur vorbei da der linke Fahrer langsamer wurde…
Der linke Fahrer hat hier noch eine sehr gute Reaktion gezeigt da er sehr stark Bremste, so das sogar das Hinterrad in der Luft war, er dann die Bremse löste und ausgewichen ist. Er hat den gestürzten Hondafahrer noch leicht touchiert, kam aber selbst nicht zum Sturz.
Hinter ihm fuhr noch ein Apriliafahrer in die gelbe Honda. Die blaue Aprilia überschlug sich und ging sofort in Flammen auf. Den brennenden Tank riss es von der Maschine. Der Fahrer hat zumindest kurzfristig auch gebrannt.
Es gab drei schwer und einen leicht Verletzten.
Einschätzung des rechtlichen Lage von Rechtsanwalt Ulrich Schorner
Touristenfahrten sind ein heikles Thema. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass nach einem Verkehrsunfall bei den beteiligten Versicherungen erst einmal alle Alarmglocken schrillen.
Zum Thema Versicherungen:
Zu unterscheiden ist zwischen der Haftpflicht- und der (Voll-)Kaskoversicherung.
Die Haftpflichtversicherung ist bekanntlich gesetzlich vorgeschrieben. Entsprechend reglementiert ist der Umfang des Versicherungsschutzes. Versichert sind demnach keine Rennen. Dabei handelt es sich per Definition um solche Veranstaltungen, die auf die Erzielung von Höchstgeschwindigkeiten ausgelegt sind. Unter diese Definition fällt die Touristenfahrt nicht. Ein Argument dafür ist, dass bei Touristenfahrten die StVO gilt. Und die verbietet Rennen: https://dejure.org/gesetze/StVO/29.html
Demnach gibt es mit der Haftpflichtversicherung mutmaßlich keine grundsätzlichen Probleme.
In aller Regel gilt das Gleiche auch für die Kaskoversicherung, so denn eine besteht. Hier ist jedoch zu beachten, dass Abweichungen in den Kaskoversicherungsbedingungen geregelt seien können. Ich halte es für denkbar, dass einzelne Versicherungen hier den Versicherungsschutz generell für Fahrten auf der Rennstrecke ausschließen. Im Zweifel lohnt es also, vor der Touristenfahrt einen Blick in den Versicherungsvertrag zu riskieren.
Bei der Haftung nach einem Verkehrsunfall gelten die gleichen Grundsätze wie bei einem Unfall auf der Straße. Bei einem Unfall zwischen zwei Fahrzeugen ist zu prüfen, wer den Unfall verursacht hat, insbesondere ob ein Verstoß gegen Normen der StVO vorliegt und ob der Unfall für den anderen Teil unvermeidbar war.
In vielen Fällen wird es dabei auf eine Quotenbildung hinauslaufen. So würde ich auch den vorliegenden Fall einschätzen.
Der Motorradfahrer, welcher von links nach rechts über die Fahrbahn fährt hat wohl einen guten Teil des Verursachungsbeitrages gesetzt. Ich gehe von einem Verstoß gegen § 7 Abs. 5 StVO aus ( http://www.gesetze-im-internet.de/stvo_2013/__7.html), zumindest in analoger Anwendung. Die Norm sagt, dass ich einen Fahrstreifen nur dann wechseln darf, wenn ich niemanden gefährde. Jetzt gibt es auf der Rennbahn keinen markierten Fahrtstreifen, doch wird der Grundsatz, dass man “nicht kreuz und quer” fahren darf, auch hier gelten.
Auch der Überholenende hat einen Teil zur Verursachung beigetragen:
Denn jedenfalls gilt der Grundsatz, dass links zu überholen ist (§ 5 Abs. 1 StVO) http://www.gesetze-im-internet.de/stvo_2013/__5.html
Außerdem könnte es sich um ein Überholen in unklarer Verkehrslage gehandelt haben.Wie man nun hier im Einzelfall die Haftungsquote bildet, vermag ich nicht abschließend zu beurteilen. Tendenziell gehe ich davon aus, dass der Verstoß des Überholten schwerer wiegt. Ich würde eine Quote in einer Größenordnung von 2/3 zu einem 1/3 für realistisch erachten.
Kurz zu meiner Person:
Als Rechtsanwalt bin ich in Neuenrade, Sauerland in eigenem Büro seit 2007 tätig. Meine Interessenschwerpunkte sah ich schnell im Straf- und Verkehrsrecht. Vor einem Jahr erfolgte meiner Ernennung zum Fachanwalt Strafrecht. Kürzlich erwarte ich noch meine Ernennung zum Fachanwalt Verkehrsrecht. In meiner Freizeit bin leidenschaftlicher Motorradfahrer. Das Hobby hat hier auf den Beruf “abgefärbt”. Denn als Motorradfahrer muss man mir in einem verkehrsrechtlichen Mandant nicht erst die Besonderheiten des Fahrens auf zwei Rädern erklären. Entsprechend war die Idee zu der Internetseite www.motorrad-rechtsanwalt.de geboren.
Meine persönliche Meinung zu dem Unfall, Touristenfahrten, dem Hockenheimring als Veranstalter…
Zum Fahrer der gelben Honda:
Auf Youtube und Facebook ist schon ein kleiner Shitstorm aufgetreten der sich gegen den Fahrer der gelben Honda richtet. Klar, er trägt die Hauptschuld an dem Unfall und hat ihn erst ausgelöst, aber mit Absicht war das sicher nicht. Ich glaube er hat seine komische Linie gar nicht mitbekommen. – Dadurch das er sich umgedreht hatte. Er hat auch versucht die Linie zu korrigieren. Fakt ist jedenfalls dass er nach hinten gesehen hat und auch nicht die anderen einfach abräumen wollte, so wie es Manche im Eifer des Gefechts behaupten. Auch wenn er nicht so stark verletzt wurde, zu leiden hat er mit Sicherheit genug. Daher möchte ich euch bitten die Videos genau anzusehen und euch dann erst eine Meinung zu bilden, denn so wie Viele Schreiben war das Ganze einfach nicht! Er hat versucht den Unfall zu verhindern!
Zum Hockenheimring und Touristenfahrten:
Klar könnte man das Ein oder Andere verbessern, aber das Hauptproblem sehe ich bei den Fahrern selbst. Sie gehen mit einer falschen Erwartung an das Ganze ran und informieren sich nicht wirklich darüber (ok, hier hilft der Hockenheimring auch nicht dabei). Hier fährt nun mal jeder, vom absoluten Anfänger bis zum guten Sportfahrer (Profis erwähne ich hier bewusst nicht, denn die tun sich das bestimmt nicht an). Jeder fährt eine anderen Linie, jeder hat andere Bremspunkte und jeder eine andere Leistung.
Unfälle sind fast nicht zu vermeiden und das ist ein Risiko das man hier eingeht. Auch wenn sich viele dies nicht bewusst machen. Will man kleinere Gruppen oder welche die fahrerisch besser zueinander passen muss man ein Renntraining buchen. Eine Touristenfahrt ist aber kein Renntraining und kein Rennen!
Eine Stellungnahme zu der ganzen Sache steht vom Hockenheimring noch aus. Sollte ich noch eine Antwort bekommen werde ich sie nachreichen.
Zu dem Unfall:
Wie ging es nach dem Unfall weiter?
Nach dem Unfall verließ dann auch ich die Strecke. Der geplante Turn mit Test der GPS Action Cam VIRB XE viel damit aus. Ich dachte auch die Veranstaltung wäre für heute zu Ende, aber gegen 14.30 Uhr ging es weiter. Da nur noch 50 Motorräder vor Ort waren war dadurch auch mehr Platz auf der Strecke.
Videobericht zur Touristenfahrt in Hockenheim und dem Unfall
Leider schaff ich es nicht das Video rechtzeitig fertig zu stellen, da ich schon auf dem Weg zur MotoGP am Sachsenring bin wenn ihr das lest. Ich werde das ganze aber noch in Bewegtbilder umwandeln und hier rein setzen.
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Abschließend möchte ich noch Rechtanwalt Ulrich Schorner und Christian Michael, Leiter der Verkaufsregion Monheim (Allianz) für Ihre Hilfe und Auskünfte danken!