Die Übernahme von MV Agusta durch KTM sorgt in der Motorradwelt für große Diskussionen.  Die zentrale Frage dabei: Wird die traditionsreiche italienische Marke ihre unverwechselbare Identität bewahren können, oder droht eine Anpassung an den breiteren Stil von KTM?  Mit einer Mehrheitsübernahme und der Entwicklung eines neuen Dreizylindermotors stehen spannende Zeiten bevor.  Doch was bedeutet das konkret für die Zukunft von MV Agusta?

MV Agusta wird Teil der KTM-Familie

MV Agusta, bekannt für ihre exklusiven und sportlichen Motorräder, hat im November 2022 eine strategische Partnerschaft mit KTM geschlossen.  KTM, selbst eine dominierende Marke im Motorradsektor, erwarb dabei 25,1 % der Anteile an MV Agusta für 30 Millionen Euro (ca. 32,4 Millionen USD).  Ziel dieser Kooperation war es, den Vertrieb in den Märkten Amerika, Kanada und Mexiko auszubauen.  Außerdem sollte KTM für MV Agusta Teile der Lieferkette und den Einkauf übernehmen.

Die Kooperation umfasste auch den Ausbau des Händlernetzes, wobei man auf eine Mischung aus Mehrmarken- und exklusiven MV Agusta-Händlern setzen wollte.  „Wir werden gemeinsam ein Netz aufbauen, das je nach Land entweder aus Mehrmarkenhändlern oder aus eigenständigen Händlern bestehen wird, aber es wird auf jeden Fall insgesamt bessere Händler bedeuten“, erklärte Timur Sardarov, damaliger CEO von MV Agusta.

 

KTM übernimmt die Kontrolle

Im März 2024 erhöhte KTM dann seine Beteiligung auf 50,1 % und erlangte damit die Mehrheit an MV Agusta.  Der genaue Kaufpreis dieser zusätzlichen Anteile ist nicht öffentlich bekannt, jedoch wird spekuliert, dass nochmals mindestens 30 Millionen Euro (ca. 32,4 Millionen USD) geflossen sein könnten.  Während Timur Sardarov seinen Posten als CEO aufgab, bleibt er weiterhin als stellvertretender Vorsitzender und Berater im Unternehmen tätig.  Neuer CEO von MV Agusta wurde Hubert Trunkenpolz, der auch weiterhin für die strategische Ausrichtung verantwortlich ist.

Ein zentrales Anliegen bei der Übernahme war, die Produktionskapazitäten zu erhöhen.  So sollen künftig 10.000 Motorräder jährlich das Werk in Varese verlassen.  Die Fertigung in Italien soll dabei auch weiterhin die besondere Identität und das Erbe von MV Agusta bewahren.

 

Keine Motorenteilung mit KTM geplant

Eine der größten Sorgen bei der Übernahme durch KTM war die mögliche Vereinheitlichung der Technik über die verschiedenen Marken hinweg.  KTM, Husqvarna und GasGas, die alle zur Pierer Mobility gehören, nutzen teilweise identische Komponenten in ihren Modellen.  Diese Praxis könnte auch MV Agusta treffen, was die Fans der Marke befürchten lässt, dass deren Eigenständigkeit verloren gehen könnte.

Hubert Trunkenpolz versicherte jedoch in einem Interview mit der Zeitschrift Motociclismo, dass es keine Motorenteilung zwischen MV Agusta und KTM geben werde.  MV Agusta soll weiterhin auf ihre charakteristischen Dreizylinder- und Vierzylindermotoren setzen.  

Zudem wurde die Entwicklung eines neuen Dreizylindermotors angekündigt, der voraussichtlich sowohl in der Brutale- als auch in der Dragster-Reihe zum Einsatz kommen könnte.  Dieser Motor soll die bestehenden Modelle technisch weiterentwickeln und die Position von MV Agusta im Premium-Segment stärken.

 

Weitere Entwicklungen und Ausblick

Trotz der Zusicherung, dass MV Agusta seine Motoren weiterhin selbst entwickeln wird, bleibt offen, inwiefern andere Komponenten mit KTM geteilt werden könnten.  In der Motorradwelt ist es nicht unüblich, dass hochwertige Teile wie Bremsen oder Fahrwerkskomponenten markenübergreifend verwendet werden.  Auch MV Agusta könnte hier auf bewährte Teile von KTM zurückgreifen, ohne dabei ihre Eigenständigkeit zu verlieren.  Die Optik und die Motorcharakteristik bleiben dabei meist entscheidend für die Identität eines Modells und durch die eigenen Motoren könnte dies gesichert sein.

Ein weiterer Meilenstein in der Zukunft von MV Agusta ist der geplante Einstieg in die MotoGP im Jahr 2027.  Hierbei wird allerdings erwartet, dass der MotoGP-Motor von KTM in den Rennmaschinen von MV Agusta zum Einsatz kommt.  Diese Entscheidung beruht auf der Notwendigkeit, Entwicklungsressourcen zu bündeln und Kosten zu sparen.  Ähnlich verfährt KTM bereits mit GasGas.

 

Fazit: Abwarten und beobachten

Die Übernahme von MV Agusta durch KTM bietet sowohl Chancen als auch Risiken.  Während die Marke von der größeren finanziellen und technischen Unterstützung profitieren könnte, besteht auch die Gefahr, dass sie ihre einzigartige Identität einbüßt.  Dennoch versprechen die geplanten Entwicklungen, wie der neue Dreizylindermotor, eine spannende Zukunft für MV Agusta.  Wie sich die Marke letztlich unter der Führung von KTM entwickelt, bleibt abzuwarten.  Bleibt zu hoffen, dass die Kombination dieser beiden starken Marken für interessante Innovationen im Motorradsektor sorgen wird.

 

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