Obwohl die geplante Demonstration in München kurzfristig abgesagt wurde, waren tausende Biker vor Ort, um zu zeigen, dass sie gegen ein Sonn- und Feiertagsverbot für Motorräder und weitere Sanktionen gegen Motorradfahrer sind.

Obwohl die geplante Demonstration in München kurzfristig abgesagt wurde, waren tausende Biker vor Ort, um zu zeigen, dass sie gegen ein Sonn- und Feiertagsverbot für Motorräder und weitere Sanktionen gegen Motorradfahrer sind.

 

Ursprünglich war eine Kundgebung auf der Theresienwiese geplant. Trotz der 42 Hektar zur Verfügung stehender Fläche, wollten das Kreisverwaltungsreferat nur rund 3.000 Teilnehmer erlauben. Das führte zu einem Unverständnis beim Veranstalter der Demo, der die Kundgebung daraufhin absagte und nur noch die Fahrt auf dem Mittleren Ring durchführen wollte.

Da München mit bis zu 20.000 Bikern rechnete, wurde die Demo-Fahrt später komplett untersagt, um ein massives Verkehrschaos zu verhindern. Auch die „Sicherheit“ sah man gefährdet. Man befürchtete, dass Polizei, Krankenwägen oder Feuerwehr durch ein entstehendes Verkehrschaos behindert werden könnten.

Aus diesem Grund wurde die Demo am Freitag gegen 15 Uhr verboten.

 

Biker kamen trotz Verbot

Tausende Biker hielten sich allerdings nicht an das „Verbot“ und kamen trotzdem nach München. Ein Befahren des Mittleren Rings konnte ihnen auch keiner wirklich untersagen.

Die Polizei hatte sich bereits auf die Situation vorbereitet, reagierte aber nicht mit massiven Verkehrskontrollen oder Versuchen die Biker von München fern zu halten. Im Gegenteil, wo es ging wurden die Motorradfahrer gesammelt, (so an verschiedenen Autobahnrastplätzen kurz vor München) um sie dann als Kolonne mit Polizeibegleitung auf den Mittleren Ring zu leiten.

 

Da die Biker aus allen Himmelsrichtungen anreisten und zu keinem Zeitpunkt an einem Ort versammelt waren, kann man nur sehr schwer abschätzen, wie viele es wirklich waren. Polizeischätzungen sprechen von 6.000 Motorrädern, die um den Ring fuhren. Es könnten aber genauso gut 16.000 gewesen sein…

 

Massive Verkehrsbehinderungen

Die Polizei befürchtete massive Verkehrsbehinderungen und diese gab es auch, allein schon wegen der Masse an zusätzlichen Fahrzeugen auf dem Mittleren Ring. Die Biker fuhren gesittet und zum Teil hupend, um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen. Sämtliche Brücken, die über die Strecke führten, waren mit neugierigen Zuschauern besetzt, die den Bikern zuwinkten und ihre Handys gezückt hatten. Auch viele Kinder waren dabei und wurden von den Motorradfahrern durch Hupen oder Winken begrüßt.

 

Ein Absichtliches Ausbremsen des Verkehrs?

Die Polizei bat die Teilnehmer der inoffiziellen Demo über Posts in den sozialen Medien darum, gesittet und mit angepasster Geschwindigkeit im Rahmen der Straßenverkehrsordnung zu fahren. Ein extra langsames Fahren, um den Verkehr zu blockieren, sollte unterlassen werden.

„An die Motorradfahrer: Behindern Sie unbeteiligte Verkehrsteilnehmer nicht durch Anhalten oder Absteigen auf dem #MittlerenRing. Fahren Sie zügig im Rahmen der zulässigen Höchstgeschwindigkeit und halten Sie ausreichend Abstand nach vorne und zur Seite.“

 

Dies wurde offensichtlich von Pressekollegen missverstanden, da darüber berichtet wurde, wie die Demonstranten absichtlich den Verkehr ausbremsten.

Als Teilnehmer der Demonstration kann ich dies allerdings nicht bestätigen. Der Verkehr stockte durch die Masse an Fahrzeugen und nicht weil Biker absichtlich langsam fuhren. Dazu kam auch, dass ein Tunnel, vermutlich wegen der Abgase, eine Warnung aussendete, weswegen er vorübergehend gesperrt wurde. Natürlich verstärkte dies den bereits schon problematischen Verkehrsfluss.

Es war sogar zum Großteil so, dass durch Motorradfahrer nur eine von mehreren verfügbaren Spuren genutzt wurde, so dass andere an den Demonstranten vorbeifahren konnten. Nur zwischendurch und als die Motorradfrequenz auf dem Höhepunkt war, wurden alle Spuren von den Bikern genutzt.

 

Jeder Motorradfahrer wird außerdem bestätigen können, dass eine extrem langsame Fahrt durch die Stadt keinen Spaß macht, da die Hitze des Tages gepaart mit der Hitze des Motors unerträglich werden kann. Außerdem ist ein ständiges Stop-and-Go für Motorradfahrer extrem anstrengend, da ständig die Kupplung betätigt werden muss. Aus dieser Perspektive gesehen hat wohl auch kein Teilnehmer der Demo aus Spaß mitgemacht. Sie haben sich dieser Tortur ausgesetzt, um für die gemeinsame Sache zu stehen.

– Auch wenn viele „Nicht-Motorradfahrer“ das nicht verstehen oder nachvollziehen können, es ist wirklich so. Jeder kühlende Windhauch, ist bei einem solch warmen Tag, währen einer Fahrt durch die Stadt, Gold wert. Zieht bei eurer nächsten sommerlichen Grillparty doch einfach mal euren Schneeanzug an, dann könnt ihr das vielleicht etwas nachvollziehen…

 

Teilnehmer wurden zu Zuschauern

Um sich und ihr Material zu schonen (ich selbst hatte mit einem überhitzenden Motor zu kämpfen) hielten viele am Straßenrad neben den Fahrspuren an und beobachteten die vorbeifahrende Masse. Eine Behinderung des Verkehrs konnte von mir nicht gesehen werden, da extra darauf geachtet wurde, abseits zu stehen.

Gegen Mittag verteilte sich die Masse an Motorrädern wieder und der Verkehr normalisierte sich.

 

Zwischen Begeisterung und Ablehnung

Viele Reaktionen auf die Demofahrt konnten leider nicht eingefangen werden und sicherlich dürften die meisten Autofahrer, die im Stau stehen mussten, eine ablehnende Haltung gegenüber der Demo haben. – Davon gehe ich einfach aus.

Umso überraschter war ich, als mich an einer Tankstelle unabhängig voneinander zwei Münchner PKW-Fahrer ansprachen und nach dem Grund der Veranstaltung fragten. Einer der beiden hatte bereits im Vorfeld beiläufig von dem Verbot der Veranstaltung gehört. Nachdem sie von den Hintergründen der Veranstaltung erfuhren, zeigten sie absolutes Verständnis dafür und befürwortenden die Sache. Mit „Meine Unterstützung habt ihr“ und „viel Erfolg mit der Sache“ verabschiedeten sie sich, obwohl sie vermutlich kurz vorher noch selbst wegen der Demo im Stau standen.

 

Es gab aber auch zwei Stimmen, die genau das Gegenteil bekundeten. Ein Radfahrer sprach sich für ein Sonntagsfahrverbot für Motorräder aus, als er an mir vorbeifuhr. Etwas später erklärte ein weiterer Fahrradfahrer, dass er auch für Sonntagsfahrverbote ist. Ihm gehe das allerdings noch nicht weit genug, da Motorräder ja sowieso sinnlos und unnütz sind, solle man sie gleich komplett verbieten. „Motorräder sind eine absolute Ressourcenverschwendung“

 

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