Hintergrund: Finanzielle Notlage und Rettungsversuch
Bereits Ende 2024 zeichnete sich bei KTM eine schwere wirtschaftliche Schieflage ab. Um einen drohenden Konkurs abzuwenden, griff Stefan Pierer auf eine kurzfristige Finanzhilfe von Stephan Zöchling zurück. Zöchling stellte laut übereinstimmenden Medienberichten 65 Millionen Euro (rund 70 Millionen US-Dollar) zur Verfügung – andere Quellen sprechen sogar von 78 Millionen Euro (etwa 84 Millionen US-Dollar). Die Rückzahlung sollte inklusive Zinsen bis spätestens 19. April 2025 erfolgen.
Als Sicherheit für das Darlehen verpfändete Pierer Aktien der Pierer Industrie AG an Zöchlings Dabepo Holding. Zu dieser Holding gehören unter anderem auch Anteile an namhaften Unternehmen wie Leoni, Rosenbauer und Pankl – sowie eben KTM.
Verwertung eingeleitet: Aktien sollen verkauft werden
Da die Rückzahlung nicht fristgerecht erfolgte, sieht sich Zöchling nun offenbar gezwungen, die verpfändeten Aktien zu verwerten. In einem Schreiben, das laut Berichten mehreren Großbanken vorliegt, kündigt er die Verwertung „sämtlicher PIAG-Aktien“ an. Diese Maßnahme umfasst demnach das gesamte Industriebeteiligungsportfolio der Pierer-Gruppe. Auch Immobilien der Gruppe sollen verkauft werden.
Ein Sprecher von Pierer ließ gegenüber der APA verlauten, dass kein Geldgeber derzeit berechtigt sei, Sicherheiten zu verwerten. Man wisse von keinen aktiven Verwertungsversuchen und behalte sich vor, gegen unzulässige Schritte juristisch vorzugehen. Eine einstweilige Verfügung zur Verhinderung der Verwertung wurde bislang jedoch nicht erlangt.
Eskalation vor Gericht: Feststellungsverfahren läuft
Am Handelsgericht Wien wird derzeit ein Verfahren geführt, das klären soll, ob die Rückzahlungsfrist bereits im April oder – wie Pierer argumentiert – erst Ende Juni 2025 abläuft. Bis zur Klärung bleibt offen, ob die Dabepo Holding bereits rechtlich zur Verwertung der Sicherheiten berechtigt ist.
Die Lage ist brisant: Ohne einen raschen Mittelzufluss von rund 600 Millionen Euro (ca. 645 Millionen US-Dollar), die laut Sanierungsplan notwendig wären, ist die Fortführung von KTM massiv gefährdet. Bisher soll es keine fixen Zusagen von Investoren geben. Das Sanierungskapital müsste spätestens Ende Mai auf dem Konto des Insolvenzverwalters eingehen.
Machtverschiebung bei KTM möglich
Sollte die Aktienverwertung wie geplant vollzogen werden, könnte Stefan Pierer wesentliche Kontrolle über seine Unternehmensgruppe verlieren. Die Dabepo Holding bietet die Anteile bereits aktiv zum Verkauf an. Brancheninsider spekulieren, welcher Investor die Gelegenheit nutzen könnte, um bei KTM einzusteigen. Eine Übernahme durch Zöchling selbst oder ein Dritter scheint derzeit nicht ausgeschlossen.
Klar ist: Der Machtkampf um KTM ist längst nicht mehr nur ein wirtschaftliches Problem – er entwickelt sich zu einem strategischen Kräftemessen mit offenem Ausgang.
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