Finanzielle Schwierigkeiten und Maßnahmen zur Restrukturierung
Die wirtschaftlichen Probleme bei KTM resultieren aus einem erheblichen Rückgang der Nachfrage, der die gesamte Motorradindustrie belastet. Laut Angaben der Pierer Mobility AG, der Muttergesellschaft von KTM, wird das Sanierungsverfahren am 29. November 2024 beantragt. Ziel ist es, innerhalb von 90 Tagen einen Sanierungsplan mit den Gläubigern zu vereinbaren, um eine nachhaltige Restrukturierung zu ermöglichen.
Eine zentrale Maßnahme ist die Redimensionierung der Produktion, um den Lagerbestand bei KTM und den Händlern zu reduzieren. In den Jahren 2025 und 2026 wird eine Produktionssenkung in Höhe von einer Milliarde Euro erwartet. Bereits ab Weihnachten 2024 soll die Produktion bis Ende Februar 2025 pausiert werden. Diese Maßnahmen sind Teil einer langfristigen Strategie, um die wirtschaftliche Stabilität des Unternehmens wiederherzustellen.
Arbeitsplatzabbau und Auswirkungen auf die Belegschaft
Die Restrukturierung hat auch Auswirkungen auf die Belegschaft. KTM plant den Abbau von insgesamt 1000 Arbeitsplätzen. Bereits im Laufe des Jahres 2024 wurden 700 Stellen gestrichen, weitere 300 Stellen sollen bis Anfang 2025 folgen. Das Unternehmen beschäftigt derzeit rund 5000 Mitarbeiter in Österreich. Die Maßnahmen sind schmerzhaft, werden jedoch als notwendig erachtet, um die wirtschaftliche Zukunft von KTM zu sichern.
Unterstützung durch Restrukturierungsverfahren
Das Sanierungsverfahren der KTM AG ist eng mit dem europäischen Restrukturierungsverfahren der Pierer Industrie AG verbunden, das nach der Restrukturierungsordnung (ReO) eingeleitet wurde. Dieses Verfahren ist das erste seiner Art in Österreich und bietet insolvenzgefährdeten, jedoch nicht zahlungsunfähigen Unternehmen die Möglichkeit, ihre Finanzen neu zu ordnen. Pierer Industrie AG, zu der KTM gehört, hat Verbindlichkeiten in Höhe von 250 Millionen Euro, die restrukturiert werden sollen. Laut Aussagen der Pierer Mobility AG sei die Gruppe jedoch nicht überschuldet.
Von diesem Verfahren sind nur bestimmte Gläubiger betroffen, während alle anderen Verbindlichkeiten wie vereinbart bedient werden. Ziel ist es, den laufenden Betrieb aufrechtzuerhalten und eine Zahlungsunfähigkeit zu vermeiden.
CEO Stefan Pierer: „Ich kämpfe für mein Lebenswerk“
Stefan Pierer, CEO der KTM AG und Pierer Mobility AG, betonte die Bedeutung der Sanierungsmaßnahmen für die Zukunft des Unternehmens. In einer Mitteilung erklärte er: „Die KTM-Marke ist mein Lebenswerk, und ich werde dafür kämpfen.“ Gemeinsam mit Co-CEO Gottfried Neumeister, der seit September 2024 im Amt ist, will Pierer das Unternehmen wieder auf Erfolgskurs bringen. Neumeister lobte die Leidenschaft der Mitarbeiter und betonte deren Schlüsselrolle in der Restrukturierung: „Jetzt geht es darum, das Unternehmen robust für die Zukunft zu machen.“
Gerüchte über Investoren dementiert
In den letzten Wochen gab es Spekulationen über eine mögliche Beteiligung des Red-Bull-Erben Mark Mateschitz an KTM. Diese Gerüchte wurden jedoch von der Pierer Mobility AG entschieden dementiert. Die Kernaktionäre, darunter die Pierer Bajaj AG, stehen hinter dem Unternehmen und arbeiten gemeinsam an einer Überbrückungsfinanzierung, um die schwierige Phase zu überstehen.
Fazit: Herausforderungen als Chance
Die KTM AG steht vor einem entscheidenden Wendepunkt. Das Sanierungsverfahren ist eine Möglichkeit, das Unternehmen wirtschaftlich zu stabilisieren und gestärkt aus der Krise hervorzugehen. Während die Maßnahmen drastisch erscheinen, sehen die Verantwortlichen darin eine notwendige Grundlage für die Zukunft des größten Motorradherstellers Europas. „Wir machen einen Boxenstopp für die Zukunft“, so Pierer. Die nächsten Monate werden zeigen, ob KTM den Weg zurück auf die Erfolgsspur findet.