Erst im März 2024 übernahm die österreichische Pierer Mobility AG die Mehrheit von 50,1 Prozent an MV Agusta.  Jetzt, knapp neun Monate später, lässt KTM die italienische Marke wieder los, wenn man Medienberichten glauben darf.  Dieser Entschluss fiel offenbar am 9. Dezember 2024, als sich Gewerkschaften und KTM-Vertreter im italienischen Varese, dem Hauptsitz von MV Agusta, trafen.  Laut den Vertretern von KTM wird MV Agusta nicht länger als strategischer Vermögenswert angesehen.  Die Produktion soll in den nächsten drei Monaten komplett zurück ins Werk nach Varese verlagert werden.

Hintergrund der Entscheidung

Die Entscheidung, sich von MV Agusta zu trennen, ist offenbar eng mit der finanziellen Lage der Pierer Mobility AG und der KTM AG verknüpft.  Die KTM AG beantragte Ende November 2024 ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung, nachdem sich Schulden in Höhe von 1,5 Milliarden Euro (ca. 1,63 Milliarden USD) angehäuft hatten.  Im Zuge der Restrukturierung und Redimensionierung wurden drastische Schritte notwendig, darunter auch der Rückzug aus der Zusammenarbeit mit MV Agusta.

Die Kooperation begann 2022 mit der Übernahme von 25,1 Prozent der Anteile durch die KTM AG.  Im März 2024 folgte der Kauf weiterer 25 Prozent, wodurch Pierer Mobility zur Mehrheitsgesellschafterin wurde.  KTM übernahm das Management der Zuliefererkette sowie des Einkaufs und vertrieb MV-Agusta-Modelle über das eigene Netz.  Doch diese Integration wird nun rückgängig gemacht und auch vom Verkauf der Mehrheitsanteile wird gesprochen.

 

Die Zukunft von MV Agusta

MV Agusta steht erneut vor der Herausforderung, als unabhängiges Unternehmen zu bestehen.  Laut der italienischen Gewerkschaft CISL bleiben bestehende Vereinbarungen, wie die 13-Monats-Gehälter der Mitarbeiter, unangetastet.  Es wurde jedoch angekündigt, dass die Belegschaftsreduktion auf freiwilliger Basis erfolgen soll, ohne finanzielle Anreize für ausscheidende Mitarbeiter.  Zusätzlich könnten Management-Positionen als erstes betroffen sein, falls weitere Einschnitte notwendig werden.

Für das Jahr 2025 plant MV Agusta, Mitte März die Produktion wieder aufzunehmen.  Das Ziel: 3.000 Motorräder zu fertigen und die rund 2.000 unverkauften Modelle aus dem Bestand in den Markt zu bringen.  Im Fokus stehen dabei Schulungen und Verbesserungen in der Produktionsqualität, um aus bisherigen Fehlern zu lernen.  Der aktuelle Entwicklungsplan sieht eine wirtschaftliche Stabilisierung bis 2027 vor – ohne die Unterstützung von KTM.

 

Rückblick auf die Schwierigkeiten

Die Restrukturierung von MV Agusta ist nicht neu.  Bereits vor der Übernahme durch KTM kämpfte das Unternehmen mit finanziellen Engpässen.  Der frühere Eigentümer, Timur Sardarov, hat Berichten zufolge Interesse, die Kontrolle über die Marke zurückzuerlangen, möchte also ggf. die Mehrheitsanteile zurückkaufen.  Alternativ könnte aber auch ein Investor aus China einspringen, um MV Agusta eine neue Perspektive zu bieten.  Zum aktuellen Zeitpunkt ist das allerdings alles noch Spekulation.

Gewerkschaftsvertreter berichten, dass Expansionspläne vorerst auf Eis gelegt sind.  Stattdessen soll die Produktion in Varese der Nachfrage angepasst werden.  Die rückverlagerte Produktion bietet die Chance, die Kapazitäten zu optimieren und den Fokus auf die Kernkompetenzen der Marke zu legen.

 

MV Agusta: Ein zäher Kampf um die Zukunft

MV Agusta hat in der Vergangenheit bereits einige Herausforderungen gemeistert, darunter die Übernahme durch Harley-Davidson in den frühen 2000er-Jahren.  Nun steht die Marke erneut am Scheideweg.  Ob sie es schafft, ohne KTM eine stabile Basis aufzubauen, bleibt abzuwarten.  Doch die geplanten Maßnahmen und die Rückbesinnung auf die eigenen Stärken könnten MV Agusta eine neue Chance eröffnen.

KTM und MV Agusta Trennung
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