Der anhaltende Handelskonflikt zwischen den USA und der Europäischen Union eskaliert weiter. Als Reaktion auf neue US-Strafzölle auf europäische Stahl- und Aluminiumprodukte plant die EU ab dem 1. April 2025 eine 50-prozentige Einfuhrabgabe auf US-amerikanische Motorräder mit mehr als 500 cm³ Hubraum. Zusätzlich steht eine Ausweitung der Maßnahme auf kleinere Maschinen unter 500 cm³ sowie Elektro-Motorräder zur Debatte, die ab dem 13. April 2025 in Kraft treten könnte. Diese Entscheidung trifft vor allem Hersteller wie Harley-Davidson und Indian Motorcycle, deren große Modelle weiterhin ausschließlich in den USA gefertigt werden.
Hintergrund: Neue US-Zölle auf europäische Importe
Die USA hatten zuvor Strafzölle von 25 Prozent auf europäische Stahl- und Aluminiumimporte verhängt. Die EU betrachtet dies als unfaire Handelspolitik und reagiert mit eigenen Gegenmaßnahmen im Rahmen einer sogenannten Rebalancing-Strategie. Neben Motorrädern sind auch andere US-Produkte wie Whiskey, Erdnussbutter und Jeans von den zusätzlichen Abgaben betroffen.
Während Indian Motorcycle dank einer Fertigungsstätte in Opole, Polen, einen Teil seines Europa-Geschäfts absichern kann – zumindest bei den Mittelklasse-Modellen –, trifft die neue Zollpolitik vor allem Harley-Davidson, da sämtliche Modelle des Unternehmens in den USA produziert werden. Die Preise für amerikanische Motorräder in Europa könnten durch die neuen Einfuhrzölle deutlich steigen.
Protest aus der Motorradindustrie
Die geplante Zollerhöhung stößt auf scharfe Kritik der Motorradbranche. Der Verband der europäischen Motorradhersteller ACEM (Association des Constructeurs Européens de Motocycles) hat sich deutlich gegen die Maßnahme ausgesprochen. Generalsekretär Antonio Perlot betonte:
“Während wir die Notwendigkeit einer ausgewogenen Reaktion auf Handelsstreitigkeiten verstehen, sollten Motorräder nicht zum Kollateralschaden breiterer Handelskonflikte werden. Die Motorradindustrie schafft hochwertige Arbeitsplätze, ermöglicht Mobilität und ist ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor. Da in Handelskriegen niemand gewinnt, fordern wir eine faire Lösung für beide Seiten.”
Auch Harley-Davidson und Indian Motorcycle wurden um eine Stellungnahme gebeten, haben bislang aber nicht offiziell reagiert. Klar ist jedoch, dass zusätzliche Zölle in der Regel von den importierenden Unternehmen getragen und letztlich an die Verbraucher weitergegeben werden. Das bedeutet höhere Preise für Kunden in Europa.
Mögliche Auswirkungen auf den Markt
Der transatlantische Motorradmarkt ist eng verflochten. Während europäische Hersteller wie BMW, Ducati oder KTM viele Motorräder in die USA exportieren, sind Harley-Davidson und Indian in Europa fest etabliert. Die geplanten Zölle könnten jedoch den Handel erheblich erschweren:
Steigende Preise: Europäische Kunden müssten für US-Motorräder deutlich mehr bezahlen.
Sinkende Verkaufszahlen: Hohe Preise könnten potenzielle Käufer abschrecken.
Wirtschaftliche Folgen: Händler, Zulieferer und Werkstätten in der EU könnten unter den Maßnahmen leiden.
Laut ACEM wird sich der Verband an der bis Mitte April laufenden öffentlichen Konsultation der EU beteiligen, um eine Ausnahme für Motorräder zu erwirken. Ob die EU-Kommission darauf eingeht, bleibt abzuwarten. Falls die Zölle bestehen bleiben oder sogar ausgeweitet werden, könnte dies gravierende Folgen für den Motorradhandel zwischen den USA und Europa haben.
Fazit: Wie geht es weiter?
Die kommenden Wochen werden entscheidend sein, ob eine diplomatische Lösung gefunden wird oder ob US-Motorräder in der EU tatsächlich um 50 Prozent teurer werden. Die Motorradbranche setzt sich aktiv für eine Streichung der Zölle ein, doch bislang sind die geplanten Maßnahmen nicht zurückgenommen worden. Sollte die EU ihre Strategie weiterverfolgen, könnten sich signifikante Marktveränderungen ergeben – mit potenziellen Nachteilen für Hersteller, Händler und Kunden.
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