Ein langwieriges Verfahren mit knapper Mehrheit
Die Abstimmung über den Sanierungsplan fand im Landesgericht Ried im Innkreis (Oberösterreich) statt. Rund 100 Teilnehmer, darunter Gläubiger, ihre Vertreter sowie das KTM-Management, versammelten sich im Schwurgerichtssaal. Der Prozess zog sich über fünf Stunden hin, bevor das Ergebnis feststand: Der Sanierungsplan wurde angenommen.
Dieser sieht eine Einmalzahlung in Höhe von 30 Prozent der Gläubigerforderungen vor. Insgesamt stehen 2,25 Milliarden Euro an Forderungen im Raum, von denen 2 Milliarden anerkannt wurden. Die erforderliche Zahlung von 548 Millionen Euro muss bis spätestens 23. Mai 2025 beim Sanierungsverwalter hinterlegt werden. Die gerichtliche Bestätigung des Plans erfolgt voraussichtlich Anfang Juni 2025, womit das Insolvenzverfahren der KTM AG offiziell beendet wäre.
Finanzielle Herausforderungen und unklare Geldquellen
Obwohl die Gläubiger dem Plan zustimmten, bleibt unklar, wer die finanziellen Mittel bereitstellen wird. Bisher ist nur bekannt, dass aus dem erweiterten Aktionärskreis 50 Millionen Euro zur Verfügung gestellt wurden, um die Produktion ab Mitte März 2025 wieder hochzufahren. Die geplante Vollauslastung der vier Produktionslinien im Einschichtbetrieb soll innerhalb von drei Monaten erreicht werden.
Die Banken, bei denen KTM mit 1,3 Milliarden Euro verschuldet ist, standen dem Sanierungsplan skeptisch gegenüber. Dennoch konnte die notwendige Kapitalmehrheit erzielt werden. Besonders der indische Partner Bajaj gilt als möglicher Investor, während weitere Investoren bislang nicht bekannt sind.
BMW als potenzieller Käufer?
Parallel zur finanziellen Restrukturierung gibt es anhaltende Spekulationen über eine Übernahme durch BMW Motorrad. Laut Medienberichten soll BMW nicht nur an einer Beteiligung, sondern an einer kompletten Übernahme der KTM AG interessiert sein. Eine solche Entwicklung könnte weitreichende Folgen haben, insbesondere für den Standort Mattighofen.
Ein Insider berichtet, dass BMW erwägt, die Produktion aus Österreich abzuziehen und bis Ende 2025 an andere Standorte zu verlagern. Dies könnte bis zu 4.500 Arbeitsplätze betreffen. Auch die Forschungs- und Entwicklungsabteilung könnte von Mattighofen nach München verlegt werden. Für die Fertigung könnte BMW auf seine bestehenden Partner in Indien setzen, darunter TVS und Bajaj.
Weitere potenzielle Investoren
Neben BMW gibt es weitere Interessenten für KTM. Stephan Zöchling, Eigentümer von Remus, könnte als potenzieller Investor auftreten, ebenso wie die langjährigen KTM-Partner Bajaj (Indien) und CFMoto (China). Auch die Oberbank in Linz, die enge Verbindungen zu BMW pflegt, soll den Verkauf unterstützen.
Die wirtschaftlichen und politischen Folgen einer Übernahme wären erheblich. Sollte KTM in bayerische Hände fallen, könnte dies gravierende Auswirkungen auf die österreichische Zulieferindustrie haben. Experten warnen vor einer „Kettenreaktion“, da zahlreiche lokale Zulieferer aus der Wertschöpfungskette ausgeschlossen werden könnten.
Mitarbeiterverluste und strukturelle Probleme
Seit der Insolvenzmeldung im November 2024 hat KTM weltweit rund 1.800 Arbeitsplätze abgebaut. Der Grund für die wirtschaftliche Schieflage liegt laut Berichten in einer Überproduktion von etwa 250.000 Motorrädern seit 2022. Diese Fehlkalkulation hat massive Schulden in Höhe von über 2 Milliarden Euro verursacht.
Die Zukunft der KTM AG hängt nun davon ab, ob das Unternehmen die geforderten 548 Millionen Euro fristgerecht aufbringen kann und wie sich die Verhandlungen mit potenziellen Investoren entwickeln.
Fazit: Die KTM AG hat mit der Zustimmung zum Sanierungsplan eine wichtige Hürde genommen. Die Produktion kann in Mattighofen wieder anlaufen, doch die finanzielle Lage bleibt angespannt. Die Frage, ob KTM als unabhängiges Unternehmen bestehen bleibt oder von einem großen Konzern übernommen wird, bleibt weiterhin offen.







