Energicas Aufstieg und Fall
Energica galt lange als einer der Vorreiter im Segment der Elektromotorräder. Das Unternehmen aus Modena, Italien, stellte leistungsstarke E-Bikes her und war sogar einige Jahre lang exklusiver Ausrüster der MotoE-Weltmeisterschaft. Trotz wachsender Bekanntheit und technischer Fortschritte gelang es Energica nicht, langfristig profitabel zu wirtschaften.
Im Oktober 2024 verkündete das Unternehmen schließlich die Einleitung eines Insolvenzverfahrens. Die finanziellen Probleme waren nicht mehr zu lösen, Investoren blieben aus, und die Schulden wuchsen weiter. Nun werden alle Vermögenswerte – darunter Maschinen, fertige Motorräder, Ersatzteile, Batterietechnologien und geistiges Eigentum – versteigert.
Was beinhaltet die Versteigerung?
Laut dem offiziellen Auktionsangebot umfasst der Verkauf:
- Alle bestehenden Motorräder (fertige und halbfertige Modelle)
- Produktionsanlagen und Maschinen
- Ersatzteile und Zubehör
- Patente und geistiges Eigentum
- Markenrechte und Geschäftsbeziehungen
Damit könnte ein Käufer theoretisch die Marke Energica weiterführen und die Produktion wieder aufnehmen. Doch ob das realistisch ist, bleibt ungewiss.
Ein Motorradhersteller zum Preis eines Supersportwagens
Besonders überraschend ist der niedrige Startpreis der Auktion: Mit 3,5 Millionen US-Dollar (ca. 3,2 Mio. Euro) könnte sich ein Investor ein komplettes Elektromotorrad-Unternehmen sichern. Die Mindestreserve liegt bei 4,6 Millionen US-Dollar (ca. 4,2 Mio. Euro). Zum Vergleich: Ein einziger Bugatti Chiron kostet mehr als das gesamte Unternehmen Energica.
Trotz dieses vermeintlichen Schnäppchens stellt sich die Frage, ob sich eine Übernahme lohnt. Der Markt für Elektromotorräder ist weiterhin schwierig, und selbst große Hersteller kämpfen mit Rentabilität und Akzeptanz. Ein potenzieller Käufer müsste über ein solides Geschäftsmodell und erhebliche Finanzmittel verfügen, um Energica wieder auf Erfolgskurs zu bringen.
Zukunft ungewiss: Wer wagt den Neustart?
Es bleibt abzuwarten, ob ein Investor Energica retten will – oder ob die Marke endgültig von der Bildfläche verschwindet. Die Auktion könnte für finanzkräftige Unternehmen oder Technologie-Start-ups eine interessante Möglichkeit sein, in den E-Motorrad-Sektor einzusteigen. Doch es ist ebenso möglich, dass Energicas Technologie einfach aufgekauft und in bestehende Projekte integriert wird, ohne dass die Marke selbst weiterbesteht.
Die kommenden Wochen werden zeigen, ob Energica ein zweites Leben bekommt oder endgültig in die Geschichte eingeht.


